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Die Ankündigung des Revanchespiels FC Start gegen die Flakelf im August 1942.

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München - Mehr als 60 Jahre nach dem so genannten Todesspiel von Kiew zwischen ukrainischen Fußballern und einer Mannschaft der deutschen Wehrmacht hat die Staatsanwaltschaft Hamburg ihre Mordermittlungen eingestellt. Der Verdacht, dass ein SS-Mann den Ukrainern den Tod für den Fall angedroht habe, dass sie gewinnen würden, habe sich nicht belegen lassen, sagte Oberstaatsanwaltschaft Jochen Kuhlmann dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Die Geschichte des Spiels zählt zu den großen Widerstands-Mythen der Ukraine, die unter der Nazi-Herrschaft schwer zu leiden hatte. Am 9. August 1942 trat der FC Start, die Werkself der Brotfabrik Nr. 3 gegen die Flakelf an, die Vorzeigemannschaft der deutschen Luftwaffe. Fußball wurde damals von den Deutschen in besetzten Gebieten wiederholt zur Vorgaukelung von Normalität eingesetzt.

Die ukrainische Mannschaft bestand aus ehemaligen Topspielern von Dynamo und Lokomotive Kiew und hatte schon das erste Aufeinandertreffen mit den deutschen "Herrenmenschen" glatt 5:1 gewonnen. Beim Retourmatch ging es für die Besatzer darum die Peinlichkeit einer erneuten Niederlage tunlichst zu vermeiden. Tausende deutscher Soldaten wurden ins Stadion gekarrt und trugen zur bedrohlichen Atmosphäre bei, die Ukrainer waren sich möglicher Konsequenzen bewusst, sollte ihr Team erneut gewinnen.

Angeblich wurde den Spielern des FC Start, die zur Halbzeit mit 3:1 führten, in der Pause von einem SS-Mann der Befehl erteilt, keinesfalls zu siegen. Die Dynamik des Spiels wollte es anders, die Ukrainer zeigten was sie konnten und am Ende hieß es 5:3. Die Sieger wurden über Nacht zu Ikonen des Widerstands. Drei Tage später verhafteten die Deutschen acht von ihnen, töteten einen im Kiewer Gestapo-Hauptquartier und brachten den Rest in das berüchtigte Lager Siretz. Dort kamen drei weitere Spieler ums Leben.

Nach den Erkenntnissen Kuhlmanns, der drei Jahre lang sämtliche Dokumente und Aussagen zum Todesspiel bewertete, gibt es für den den drohenden SS-Mann in der Kabine jedoch "keinen Beleg", wie der Focus berichtet. Vielmehr sei die Atmosphäre des Spiels "durchaus freundschaftlich" gewesen. Einen Zusammenhang zwischen dem Match und den späteren Todesfällen kann Kuhlmann "nicht bestätigen".

Das Spiel wurde auch von den Sowjets propagandistisch ausgeschlachtet. Noch während des Krieges wurde verbreitet, die gesamte ukrainische Elf sei getötet worden. Ein Spielfilm übernahm diese Version, bis in die 1960er Jahre wurde verschwiegen, dass es Überlebende gab. Wie viele andere sowjetische Kriegsgefangene wurden sie nach ihrer Befreiung als Kollaborateure verunglimpft. (red/APA/AP)