"Die Fragen sind während des Gesprächs von selbst aufgetaucht", erläutert Nadja Lehner dem SCHÜLERSTANDARD ihre Gespräche mit den Zeitzeugen. Die Schülerin der W@lz war eine der Jugendlichen, die die DVD "zeit:zeugen NS-Opfer im Gespräch mit Schülern" mitgestaltete.

Die DVD lebt von detaillierten Berichten von 25 Zeitzeugen - welche sie minutiös aus ihrem Gedächtnis erzählen - und der sachlichen Untermauerung durch historisches Hintergrundmaterial. Florentina Holzinger, ebenfalls Schülerin der W@lz, ist mit dem Ergebnis des Projekts sehr zufrieden. Sie war überrascht, dass die DVD "so professionell" geworden ist. Und professionell ist der richtige Ausdruck. Die Beiträge umfassen neben den Gesprächen eingeschobene Berichte mit einer erklärenden Stimme aus dem Off - durch alte Fotos, Bilder von Dokumenten und Videoaufnahmen visualisiert.

"Die Gespräche waren auf der einen Seite irrsinnig interessant, auf der anderen Seite auch sehr berührend und traurig", erinnert sich Stephanie Schwab, Schülerin des BG 9 Gymnasiumstraße. Sie hebt hervor, dass gerade die Betrachtung von verschiedenen Persönlichkeiten mit unterschiedlichem Hintergrund die DVD interessant mache. zeit:zeugen bietet Einblick in 25 Schicksale, die die furchtbare Realität der NS-Opfer bis 1945 vermitteln.

Viele Details und Fragen, die in diesen Interviews aufgeworfen werden, finden sich in keinem Geschichtsbuch und sind gerade deshalb sehr wertvoll für eine umfassende Auseinandersetzung mit der österreichischen Geschichte.

"Man muss lernen, mit der Vergangenheit zu leben und die Zukunft besser zu machen", weiß Hetty Esther Verolme, die 14-jährig im Konzentrationslager Bergen-Belsen um ihr Leben kämpfte. Genau 60 Jahre danach erscheint ihr Buch "Wir Kinder von Bergen-Belsen" in deutscher Übersetzung, indem sie ihre Geschichte des Holocaust erzählt. "Es ist eine besondere Verantwortung der Älteren und der Lehrer, der jüngeren Generation verständlich zu machen, was in der dunklen Zeit ihres Landes passiert ist", sagt die Autorin dem SCHÜLERSTANDARD. Inzwischen fiele es der Zeitzeugin nicht mehr schwer, über ihre Vergangenheit zu sprechen, sie empfindet es als Aufgabe der Überlebenden das zu tun. "Das Buch habe ich geschrieben, damit die Geschichte für kommende Generationen nicht verloren geht, und um die Botschaft zu vermitteln, dass es auch Liebe und Loyalität unter den Menschen in den schwierigsten Umständen gibt." (DER STANDARD-Printausgabe, 15.3.2005))