Wien - "Die dritte Handy-Generation wird nicht nur den Mobilfunk, sondern die gesamte Wirtschaft revolutionieren." Mit diesen Worten eröffnete der Geschäftsführer des heimischen Mobilfunkbetreibers One, Jorgen Bang-Jensen, heute Mittag einen Vortrag über die Entwicklung der Mobilfunkbranche in den kommenden fünf Jahren im Management Club in Wien. Auch sein Unternehmen werde sich an der Versteigerung der UMTS (Universal Mobile Telecommunications System)-Lizenzen in Österreich beteiligen. Noch im Laufe der kommenden Woche wird auch One seinen Kunden einen Zugang zum Internet via Handy anbieten. Konzentrieren werde man sich bei den über Handy mittels WAP (Wireless Application Protocol) zugängigen Diensten eher auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden als auf die Interessen von Privattelefonierern, kündigte Bang-Jensen an. Erst Mitte März hatte One als erster Mobilfunkanbieter die neue Technologie High Speed Circuit Switched Data (HSCSD) eingeführt, die mit Geschwindigkeiten von 28,8 Kilobit pro Sekunde eine dreimal schnellere Datenübertragung als bisher erlaubt. Erst der Anfang HSCSD und WAP sind jedoch erst der Anfang des drahtlosen Surfens im Internet. Die große Revolution werde erst mit Einführung des UMTS-Standards, der dann auch die Übertragung von Videos via Handy ermöglicht, ab 2003 stattfinden. Bereits in diesem Jahr sollen mehr internettaugliche Handys im Umlauf sein als Computer, prophezeit der One-Chef. Auch die Anzahl der Homepages werde rasant steigen. Bereits 2002 sollen es 160 Millionen weltweit sein, was einer Verdoppelung der heutigen Zahl entspricht. Ein Großteil dieser Internetseiten wird auch Mobilfunk tauglich sein, ist Bang-Jensen überzeugt. "In Zeiten von UMTS wird uns ein PWWA (Personal Wireless Web Assistent), wie wir die künftigen Handys nennen, Tag und Nacht begleiten", skizziert der Telekommunikationsexperte die Zukunft. Angefangen von Shopping, über die Erledigung von Bankgeschäften bis hin zu sämtlichen Informationsdienstleistungen werde nahezu alles über Handy möglich sein. "Zum Beispiel kann ich künftig mein Handy beauftragen, mir das Buch XY zum billigsten Preis via Internet zu besorgen. Und es wird antworten. Das wird die Realität sein", so Bang-Jensen. Die gesamte Wirstschaft werde sich verändern Mit der Fülle von Möglichkeiten, die sich durch UMTS ergeben, werde sich schließlich auch die gesamte Wirtschaft verändern. So würden in Zukunft beispielsweise immer mehr Produkte über Internet vertrieben werden. ("Ich lade mir zum Beispiel ein Buch aus dem Internet auf mein Handy, das ich dann auch ausdrucken kann, wenn ich es auf Papier lesen will.") Auch die große Anzahl an Bankfilialen in Österreich könnte schon bald überflüssig werden. Das Argument des persönlichen Kontakts als Hauptgrund, weshalb viele Menschen ihre Bankgeschäfte noch persönlich in einer Filiale abwickeln, werde mit der Möglichkeit einer Videokonferenz über Handy schon bald obsolet werden, prognostiziert der One-Geschäftsführer. Im Lebensmittelhandel werde künftig nicht mehr die Anzahl der Geschäftslokale, sondern vielmehr die Qualität der Bestellung via Homepage ausschlaggebend sein. Und selbst das Gesundheitswesen werde von der Einführung der dritten Mobilfunkgeneration profitieren, ist sich Bang-Jensen sicher. So könnte etwa mittels eines Armbandes der Gesundheitszustand von schwerkranken Menschen von einem Gesundheitszentrum überwacht werden, das bei alarmierenden Zuständen eingreift. Riesiger Markt für UMTS erwartet In Österreich sollen noch heuer vier bis fünf UMTS-Lizenzen versteigert werden. Erwartet werden für die Einführung der dritten Handy-Generation insgesamt Investitionen von 40 Mrd. S (2,9 Mrd. Euro). Rechnen werde sich die Investition aber auf jeden Fall. "Wir glauben, daß es einen riesigen Markt für UMTS geben wird", so Bang-Jensen. One hat bisher bereits 18 Mrd. S investiert und beschäftigt österreichweit rund 1.400 Mitarbeiter. Heuer erwartet der dritte österreichische Mobilfunkbetreiber einen Umsatz von rund 5,5 Mrd. S. Ende 2000 werde die Ein-Millionen-Grenze bei der Kundenanzahl überschritten. Der Break-even soll im nächsten Jahr erreicht werden. (APA)