Bild nicht mehr verfügbar.

Grunicke: "Obwohl ich mir persönlich in keinem Falle schuldhaftes Versagen vorwerfen kann, vertrete ich die Medizinische Universität nach außen und übernehme damit auch die politische Verantwortung für die zu beklagenden Missstände"

Foto: APA/Parigger

Innsbruck - Der Rektor der Medizininischen Universität Innsbruck, Hans Grunicke, hat Donnerstag Nachmittag überraschend seinen Rücktritt erklärt. Ereignisse in jüngster Zeit hätten "das Vertrauen sowohl zum Senat als auch zu Mitgliedern des Universitätsrates in Frage gestellt. Unter diesen Rahmenbedinungen ist eine Universität nicht zu führen", heißt es in einer Aussendung, die kurz vor einer Sitzung des Unirates versandt wurde. Er "persönlich" könne sich "in keinem Fall schuldhaftes Versagen vorwerfen", so Grunicke, vertrete aber die Universität nach außen, und übernehme "damit auch die poltische Verantwortung für die zu beklagenden Misstände".

Mit Hans Grunicke weicht ein Uni-Chef, der sich so wie die Mehrheit der Uni-Mediziner in Innsbruck gegen die von der Regierung betriebene Ausgliederung der Medizin aus den Universitäten, also gegen eigenständige Medizin-Unis ausgesprochen hatte. Erst nach langem Tauziehen zischen dem Ministerium und dem Unirat auf der einen, und dem Gründungskonvent und der Fakultät auf der anderen Seite ist Grunicke im Herbst 2003 von Bildungsministerin Gehrer als Rektor ernannt worden, nachdem die Medizinische Fakultät sich massiv, auch bei einer Kundgebung, für ihn ausgesprochen hatte.

Letzte Woche hatte sich ein erneuter Machtkampf um die Leitung der Medizin-Uni abgezeichnet, nachdem der Uni-Senat mit knapper Mehrheit gegen eine vom Rektorat betriebene Reform der Kinderklinik gestimmt hatte. Die mit dem Klinikträger Tilak und dem Unirat abgesprochene Reform sollte auch zur Entmachtung des umstrittenen Chefs der Kinderklinik, Lothar Zimmerhackl, führen. Gegen Zimmerhackl läuft ein Disziplinarverfahren, nachdem ihm Eltern abfällige Äußerungen über schwer kranke Kinder und rücksichtslosen Umgang vorgeworfen hatten.

Vize-Rektor Georg Bartsch ist nach dem negativen Votum des Senates verärgert zurückgetreten. Überraschenderweise stand nun aber der Uni-Rat nicht mehr geschlossen hinter Grunicke. Ratsmitglied Günther Bonn, der auch im Rat für Forschung und Technologieentwicklung sitzt, sah nun "Diskussionsbedarf auch über die Uni-Leitung". Er, so Bonn, "weigere" sich, "zur Tagesordung überzugehen".

"Großes Bedauern" über den Rücktritt Grunickes äußert der Vorsitzende des Senates, der Transplantationschrirrg Raimund Margreiter. "Menschlich habe ich volles Verständnis für seinen Schritt. Ich habe das Gefühl, die Abstimmung im Senat letzte Woche nach einer sehr unsachlich geführten Diskussion war eine konzertierte Aktion", sagte Margreiter dem Standard. Er müsse sich nun fragen, ob es für ihn "noch akzeptabel" sei, an der Spitze des Senates zu bleiben. "Wir sind jetzt in einer schwierigen Situation".