Wien/Hamburg - Erröten, feuchte Hände und ein "Frosch im Hals" quälen rund ein Drittel aller Menschen: 30 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer reagieren häufig bis gelegentlich schüchtern, hat eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der deutschen Zeitschrift "vital" ergeben. Unsichere Frauen trauen sich oft nicht, ihre Meinung zu vertreten. Schüchterne Männer haben auf dem glatten gesellschaftlichen Parkett das größere Ego-Problem. Schuld, meinen Psychologen, sind nicht nur die Gene, sondern auch die Erziehung. 78 Prozent aller schüchternen Frauen scheuen sich davor, in Gegenwart mehrerer Menschen etwas zu sagen. In der Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen steigt diese Zahl sogar auf 91 Prozent an. Bei den Männern gaben 65 Prozent aller Befragten, die sich selbst als schüchtern bezeichneten, zu, Situationen wie diese nicht zu mögen. Die Möllner Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung INRA hat im Auftrag der Zeitschrift 500 Personen im Alter ab 14 Jahren befragt. Jemanden etwas zu fragen oder um etwas bitten zu müssen, macht laut Umfrage 45 Prozent der schüchternen Frauen, aber nur 19 Prozent der Männer ein Problem. Beim Feiern und Flirten verhält es sich umgekehrt: 26 Prozent der Frauen, aber 30 Prozent der Männer gehen nicht gern auf Partys. Bei einem Rendezvous stellt sich bei 43 Prozent der schüchternen Männer, aber nur bei jeder dritten Frau (33 Prozent) übergroße Nervosität ein. Je jünger, desto aufgeregter benehmen sich beide: 54 Prozent der bis zu 34-Jährigen haben rote Ohren beim "Date". Nach Ansicht des deutschen Psychologieprofessor Jens Asendorpf sind die Gene zu 50 Prozent der Grund für Schüchternheit. Der Rest sei Sache von Erziehung, Prägung und Erfahrung. 68 Prozent der Frauen und 72 Prozent der Männer akzeptieren ihre Schüchternheit, ergab die Umfrage. 69 Prozent der weiblichen und 64 Prozent der männlichen "Schüchtis" versuchen aktiv, über den eigenen Schatten zu springen. Ein Zehntel setzt sich sogar bewusst problematischen Situationen aus, um sie zu bewältigen. (APA)