Geschlechterpolitik
Vier Prozent der ÖsterreicherInnen sind laut Sozialbericht 1998 arm
Elf Prozent armutsgefährdet - Frauen verdienen um 28 Prozent weniger als Männer
Wien - Vier Prozent der ÖsterreicherInnen, das sind rund 330.000 Personen, sind arm. Weitere elf Prozent gelten als armutsgefährdet. Das
geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Sozialbericht 1998 hervor. Als armutsgefährdet werden jene Menschen eingestuft, deren
Einkommen unter 8.600 Schilling liegt. Kommen dann noch Indikatoren von sozialer Ausgrenzung, wie Rückstände bei periodischen
Zahlungen, Probleme beim Heizen oder Substandardwohnung dazu, gelten die Personen als arm.
Kinder sind überdurchschnittlich von Armut betroffen, ihr Risiko, zur Armutsbevölkerung zu gehören beträgt fünf Prozent. Die gesamte
Arumtsbevölkerung besteht etwa zur Hälfte aus Personen im Erwerbsalter, zu einem Drittel aus Kindern und zu 17 Prozent aus älteren
Menschen. Frauen haben benachteiligte Ausgangspositionen
Frauen verdienten um 28 Prozent weniger als Männer. Ohne Berücksichtigung der Beamten lag der Unterschied sogar bei 32 Prozent. Bei Männern lag das mittlere Erwerbseinkommen (ohne geringfügig Beschäftigte) bei 25.300 S, bei Frauen nur bei 18.300 S. Für die
Einkommensunterschiede werden in dem Sozialbericht schlechtere Berufseintrittschancen für Frauen, eine niedrigere Bewertung von typischen
Frauenberufen und eine ungleiche Verteilung von familiären Versorgungsaufgaben sowie Barrieren bei der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf angeführt.
Nach der im Sozialbericht veröffentlichten Lohnsteuerstatistik bezogen 1997 insgesamt 650.800 unselbstständig Erwerbstätige (ohne
Lehrlinge) ein standartisiertes Bruttoeinkommen von weniger als 12.000 S. Darin sind auch geringfügig Beschäftigte und jene Personen
enthalten, die auf Grund einer Teilzeitbeschäftigung niedrige Einkommen hatten. Rund zehn Prozent aller ArbeitnehmerInnen (inklusive BeamtInnen)
beziehen Einkommen über der Höchstbeitragsgrundlage (1997: 40.800 S).
Die Sozialausgaben betrugen 1997 insgesamt 725 Milliarden Schilling oder 28,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die gesamten
Sozialleistungen erhöhten sich zwischen 1990 und 1997 um knapp 50 Prozent.
Bei der Struktur der Sozialausgaben unterscheidet sich Österreich vom EU-Durchschnitt. Die Ausgaben für Altersversorgung sind in
Österreich mit 48,4 Prozent (EU 44,6) und Familie 10,5 Prozent (EU 8,0 Prozent) höher. Niedriger sind in Österreich dagegen die Ausgaben
für Arbeitslosigkeit mit 5,5 Prozent (EU 8,4) sowie für Krankheit und Invalidität mit 34,1 Prozent (EU 35,5).
(APA)