Wie aus dem Lehrbuch
Die Freude war von Anfang an etwas dümmlich und jedenfalls kurzsichtig. Dümmlich war sie, weil die EU eigentlich nicht zu dem Zweck gegründet worden ist, dass deren Mitglieder "auf Teufel komm' raus" gegeneinander Wettbewerb um anlagewilliges Kapital betreiben, sondern um Europa gegenüber anderen Wirtschaftsregionen der Welt (USA, Südostasien u.ä.) wettbewerbsfähiger zu machen.
Darüber hinaus war sie geradezu klassisch neokonservativ. Als ob Schüssel und Grasser in den Lehrbüchern von George W. Bush nachgeschlagen hätten: Senke die Steuern für die Unternehmen/die Reichen, gerate dadurch in ein Budgetdefizit und senke dann zur Sanierung des Defizits die Sozialausgaben für die Masse der Bevölkerung...
Abwärts-Spirale
Kurzsichtig war Grassers Freude, weil sich natürlich keiner vom kleinen Österreich allzu lang die lange Nase zeigen lässt. Wenn jetzt Deutschland seine Körperschaftsteuer massiv senkt, wie von Bundeskanzler Schröder angekündigt, dann ist das genau die Spirale abwärts in der Unternehmensbesteuerung, die sich alle Unternehmer wünschen und die neokonservativer Politik entspricht. Irgendwann wird sich allerdings nicht bloß der jeweilige Finanzminister fragen, wie er die staatlichen Ausgaben künftig finanzieren soll.