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"Legionäre" im steirischen Römer-Erlebnisdorf Wagna bewahren das römische "Lebensgefühl" - ob sie auch Lateinisch sprechen, ist nicht bekannt.
Großer Einbruch
"Im laufenden Schuljahr konnten nach meinen Informationen alle Stellen besetzt werden, aber 2003/04 hatten wir einen großen Einbruch, primär ausgelöst durch eine Pensionierungswelle im Lehrerbereich", erklärte Wilhelmine Widhalm-Kupferschmidt, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft klassischer Philologen in Österreich im Gespräch mit der APA. Da seien Studenten noch ohne Lehramtsprüfung für den Unterricht herangezogen, unzählige Überstunden geleistet und karenzierte Kollegen gefragt worden, ob sie nicht doch ein paar Stunden übernehmen könnten, so Widhalm.
Attraktive Alternative
Dieser erhöhte Bedarf hat positive Effekte: "War es vor zehn Jahren noch sehr schwer, im Unterrichtsfach Latein eine Anstellung in der Steiermark zu bekommen, so scheint dies jetzt etwas entspannter zu sein", berichtet Ulrike Kaliwoda, Vorsitzende der Curricula-Kommission für Klassische Philologie an der Uni Graz. Latein erfreue sich wieder größerer Beliebtheit, stelle eine attraktive Alternative zum Fremdsprachenunterricht dar und biete eine solide Basis für eine weit gefächerte Allgemeinbildung. An der Uni Graz wurden im vergangenen Studienjahr drei Absolventen und im Wintersemester 2004/05 neun Anfänger im Lehramt Latein verzeichnet.
Lehrer ohne Prüfung
Auch die größte Uni des Landes kann den Bedarf nicht decken: Kurt Smolak, Vorstand des Instituts für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein der Universität Wien, weiß von Studenten, die auf Grund des Personalmangels ungeprüft an den Schulen eingesetzt wurden. An seinem Institut haben im vergangenen Jahr fünf Studierende die Lehramtsprüfung in Latein absolviert, im laufenden Studienjahr rund 25 mit einem Studium begonnen. Auch Smolak meint, dass "Latein an den Schulen zunehmend wieder beliebter wird und so manche bietet wieder sechs statt bisher vier Jahre an", so Smolak zur APA.
Neue Bakkalaureate
Auf das "Problem stark sinkender Studierendenzahlen" für das Lehramtsstudium Latein weist Gerhard Petersmann, Fachbereichsleiter für Altertumswissenschaften an der Uni Salzburg, hin. Während im laufenden Studienjahr nur zwei angehende Lateinlehrer das Fach erstmals inskribiert haben, sei das in Österreich einzigartige Bakkalaureatstudium "Antike Literatur-, Geistes- und Rezeptionsgeschichte" mit acht Studienanfängern deutlich attraktiver. Im vergangenen Studienjahr gab es an der Uni Salzburg drei Absolventen für das Unterrichtsfach Latein.
Riesenmarkt, der bedient werden will
Die meisten frisch gebackenen Lateinlehrer hat im vergangenen Studienjahr die Universität Innsbruck hervorgebracht: sechs Absolventen nach insgesamt nur drei zwischen 2000/01 und 2002/03. Der Vorstand des Instituts für Sprachen und Literatur der Uni Innsbruck, Karlheinz Töchterle, ortet einen Mangel an Lateinlehrern nicht nur in Vorarlberg, wo Kollegen klagen würden, dass freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt werden können.
Eine große Nachfrage gebe es auch in Deutschland, wo etwa in Baden-Württemberg Lehrer aus anderen Fächern umgeschult würden. Es sei dies "ein Riesenmarkt, der auch von uns bedient werden kann", sagte Töchterle, verwies aber auf das Problem, dass viele Absolventen "nicht sehr mobil" sei
Junge Menschen dürften jedenfalls im Beruf Lateinlehrer keine große Zukunftschancen sehen: Im laufenden Studienjahr haben in Innsbruck nur fünf Personen ein Lehramtsstudium Latein begonnen. Einen Grund für die mangelnde Nachfrage sieht Widhalm auch in der Verunsicherung vieler junger Menschen, ausgelöst durch Wortmeldungen, ob man in Zukunft nicht komplett auf den Lateinunterricht verzichten sollte.