Die Vertretung der Journalisten (Societe des Journalistes, SdJ) in der französischen Nachrichtenagentur Agence France Presse (AFP) hat Geschäftsführer Eric Giuily ihr Misstrauen ausgesprochen. In einem Offenen Brief an den AFP-Verwaltungsrat "wird, ein Jahr nach seiner Ankunft, die Niederlage Eric Giuilys festgestellt". Der Geschäftsführer habe "kein glaubwürdiges Projekt" und leide an einer "Vertrauenskrise mit der Belegschaft", heißt es in dem Schreiben nach Angaben der französischen Tageszeitung "Les Echos" (Mittwoch-Ausgabe). Giuily plant gegenwärtig die Abänderung von vier Artikeln der Statuten des öffentlich-rechtlichen Betriebs. Insbesondere soll Art. 1 revidiert werden, um "die Schaffung von Tochtergesellschaften zur Verwirklichung von Partnerschaften" zu ermöglichen. Laut SdJ ist dieses Projekt, das am heutigen Mittwoch dem Verwaltungsrat unterbreitet werden soll, "gefährlich für die Unabhängigkeit der Agentur". Giuily hatte im vergangenen September einen Sanierungsplan eingebracht, der die Umwandlung der öffentlich-rechtlichen Agentur in eine Aktiengesellschaft vorsah, um eine Kapitalbeteiligung von Seiten privater Investoren zu ermöglichen. Auf Grund einer anhaltenden Streikbewegung des Personals sah sich der Geschäftsführer Ende November 1999 allerdings gezwungen, auf die Privatisierungspläne zu verzichten. Das Reformprojekt sieht nun noch eine Reihe von Maßnahmen zur Verstärkung des Marketings und zur Anpassung der technischen Ausrüstung an die Erfordernisse des Internet vor, sowie eine Neugestaltung der redaktionellen Arbeit. Ziel der Reform ist es, den Umsatz der Agentur bis 2004 um 600 Mill. Franc auf zwei Mrd. Franc (304,89 Mill. Euro/4,19 Mrd. S.) anzuheben. AFP verzeichnete im Vorjahr einen Umsatz von 1,3 Mrd. Franc (198 Mill. Euro/2,72 Mrd. S.) und rechnet für heuer mit 1,4 Mrd. Franc. (APA)