Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: Archiv

Kaum zu glauben, dass "reguläres Telefonieren" – also die Telefonate, die wir tagein, tagaus am Arbeitsplatz erledigen – noch einmal so etwas wie aufregend sein könnte. Abgesehen von der Erfindung des Tastentelefons in den 70er-Jahren hat sich am Festnetztelefon substanziell nichts geändert – den "Sexappeal" hat das Handy gepachtet.

Neuauslegung

Aber manchmal gibt es fast über Nacht Neuerungen, die frischen Wind in eine Sache bringen, und Skype hat das Zeug dazu. Skype ist Software, die aus dem PC ein Telefon macht – quasi die Normalverbraucherversion von Voice over IP (VoIP), der Vermittlung von Sprache via Internet.

Einstieg

VoIP wird zwar seit Jahren als Technologie gepriesen, die das Ende herkömmlicher Telefonie bedeutet, ist aber bisher kaum über wenige Großunternehmen hinausgekommen. Diese Chance eröffnet jetzt Skype, das es bereits wie Google in den Rang eines Zeitwortes geschafft hat – man skypt. Wie funktioniert es?

Skype

Simpel. Von www.skype.com holt man sich die Software (gratis, für Windows 2000/XP, Mac OS X, Linux oder PocketPC), die Installation ist unkompliziert und endet in weniger als 15 Minuten mit einer Gratisregistrierung bei Skype als Benutzer. Voraussetzung ist eine Breitband-Internetverbindung (Kabel, DSL, UMTS) und ein PC/Mac entweder mit Mikro und Lautsprecher oder (besser) mit Zubehör wie Headset oder eigenem USB-Telefon – von Siemens gibt es zum Beispiel Schnurlostelefone, die via USB-Anschluss verwendet werden können.

Eingabe

Über eine kleine Kommandozentrale kann man andere Skype-Teilnehmer suchen oder ihren Benutzernamen direkt eingeben (Wetten, dass wir bald Skype-"Nummern" auf Visitkarten sehen?). Anklicken, und die Verbindung wird hergestellt – eine der Überraschungen ist die exzellente Sprachqualität bei guter Verbindung.

Anruf

Diese Art der Verbindung ist kostenlos, wenn man einen Internetpauschaltarif hat. Skype kann aber auch ins Fest- oder Handynetz mit einem SkypeOut genannten Prepaid-System anrufen, bei dem über Kreditkarte ein Konto befüllt wird. Die meisten Verbindungen ins Festnetz weltweit sind dabei billiger als übliche Telefongebühren (z. B. 1,7 Cent in der EU, Nordamerika und einer Reihe anderer Staaten); Verbindungen ins Handynetz, insbesondere innerhalb Österreichs, sind dagegen teilweise sogar erheblich teurer als heimische Handygebühren (in Österreich 22-26 Cent/min).

Möglichkeiten

Was Skype jedoch ansprechend macht, hat nicht in erster Linie mit Gebühren zu tun, sondern vielen Möglichkeiten, die weder Festnetz noch Handy bieten können. So sieht man, wer aus dem eigenen Telefonbuch gerade anwesend ist, kann während des Gesprächs parallel einen geschriebener Chat führen – z. B. um eine Adresse, eine Website oder anderes aufzuschreiben, statt akustisch zu buchstabieren. Weitere Benutzer können über Konferenzschaltung spontan zugeschaltet werden; Teilnehmer können einander parallel zum Telefonat Dateien senden, an denen sie gerade arbeiten. Zu erwarten sind weitere Möglichkeiten wie Videocalls und die Möglichkeit, vom Telefon aus Skype-Teilnehmer anzurufen. Ausprobieren lohnt und kostet (fast) nichts. (Helmut Spudich / DER STANDARD Printausgabe, 25./26./27.03.2005)