Auf der einen Seite haben wir zwar so hohe Beschäftigungszahlen wie nie zuvor, auf der anderen Seite ergeben sich aber für viele ArbeitnehmerInnen durch veränderte, sozial unzureichend abgesicherte Dienstvereinbarungen in zunehmendem Maße große Belastungen finanzieller und emotionaler Art. Vermehrt verdienen sich nun auch Frauen ihren Lebensunterhalt selber. Da sie im Unterschied zu vor zwanzig Jahren auf eine wesentlich bessere Ausbildung verweisen können, ist es dringend notwendig, ihnen zu gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verhelfen. Obwohl sich die zukünftige Arbeitswelt mit Sicherheit bunter und individueller gestalten wird als zu Zeiten der industriellen Hochblüte üblich, wird keiner an den neuen Problemstellungen, geboren aus einer rasanten Rationalisierungswelle, vorbeikommen. Die "Individualisierung der Gesellschaft" verändert sich in einem schleichenden Prozess, für viele sind Dauerarbeitsplätze kaum mehr erreichbar und für Frauen garantieren Ehe und Familie keine lebenslange Versorgung mehr. Die Sicherheit hat abgenommen. Ein Drittel der Arbeitsplätze ist nicht fix, bei eineinhalb Millionen Dienstverhältnissen kommt es zu einschneidenden Veränderungen - und die Zahl steigt rapide an. Ein Firmenwechsel bedeutet schon lange keinen Grund mehr für ein abschätziges "Na, der (oder die) hält es aber nirgends lange aus!" Flexibilität ist zum Muss geworden. Für allzu viele bedeutet der Wechsel aber noch eine deutliche Verschlechterung. Etwa für die junge Mutter, die wegen fehlender Betreuungsstätten nicht mehr zurück an ihren früheren Arbeitsplatz kann. Oder für den älteren Arbeitnehmer, der mit dem "blauen Brief" erschreckt wird. Mehrere Jobs, aber ... Für viele Menschen wird es zunehmend notwendig sein, sich mit Werkverträgen, die eine bedeutend schlechtere soziale Absicherung, als es der Österreicher normalerweise gewöhnt ist, mit sich bringen, abzufinden und sogar, wie es in Amerika gang und gäbe ist, Zweit- und Drittjobs anzunehmen, um über die Runden zu kommen. Der Buchhalter, der neben seiner Arbeit auf Werkvertragsbasis auch Taxi fährt, die Sekretärin, die am Vormittag in der Anwaltskanzlei arbeitet und am Nachmittag als Ordinationshilfe ein Zubrot verdient, werden keine Ausnahmeerscheinung auf dem sich rasch wandelnden Arbeitsmarkt bleiben. ... weniger Sicherheit Zudem wird es "normal" sein, sich ab und zu im Zustand der Arbeitssuche ohne Existenzsicherung infolge von unzureichend abgesicherten Dienstverträgen zu befinden. Und diese Menschen, die zwischen zwei "losen Dienstverhältnissen" kein Arbeitslosengeld beziehen können, brauchen dringend Schutz. Die AK warnt vor einem Auseinanderdriften der Gesellschaft und fordert, dass Vollbeschäftigung das Kernziel aller Wirtschafts- und Sozialpolitik sein und das Budget sozial ausgewogen erstellt werden muss. Derzeit sind in Österreich Unternehmen und Vermögen niedrig, die Arbeit aber hoch besteuert. Weitere Steuergeschenke an die Betriebe auf Kosten der ArbeitnehmerInnen lehnt die Arbeiterkammer daher entschieden ab. Und setzt sich vehement für den immer dringender werdenden sozialen Schutz für all jene ein, die auf Leiharbeit, Werk-und freie Dienstverträge angewiesen sind, wie etwa auf dem Sektor Leiharbeit für den Anspruch auf Urlaub. Denn nur wenn gewisse Mindeststandards bestehen bleiben, lässt sich - zu unser aller Wohl - verhindern, dass sich die Gesellschaft total auseinander entwickelt. (kredo)