Zum Wehrdienstverweigerer wurde Aufischer schon drei Jahre davor, aber "es gab zwar immer wieder Verweigerer, aber noch kein Gesetz, wie man mit diesen Leuten umzugehen hat", erinnert sich der Grazer. Wie bei vielen anderen jungen Männern, die den Dienst an der Waffe ablehnten, suchte man die Lösung vorerst in einem Aufschub. Aufischer, der Anfang der 70er-Jahre in Wien Malerei studierte, bekam die Gnadenfrist von zehn Jahren, da er noch in der Ausbildung stand. Doch bevor sie ablief, wurde die Steiermark ein "Experimentierfeld für den Zivildienst".
Aufischer fuhr für das steirische Rote Kreuz mit dem Rettungswagen mit. "Meine zweite Wahlmöglichkeit wäre Wildbach- oder Lawinenverbauung gewesen". Der Zivildienst war damals mit acht Monaten dem Militärdienst gleich gestellt. Eine Kommission, vor der man seine religiösen oder pazifistischen Gründe erklären musste, gab es 1975 noch nicht. Idealistisch motiviert will Aufischer seine damalige Haltung aber gar nicht verstanden wissen. Ein schwerer Verkehrsunfall war vielmehr der Auslöser für seine Entscheidung.
Der Wert des Lebens
"Ich musste vier Monate auf der 2. Chirurgie liegen. Damals hab ich Leute sterben gesehen". Und das änderte den damals 16-Jährigen grundlegend. Viel später, bei Reisen nach Sarajevo während des Krieges, kam Aufischer, der mittlerweile zwei Söhne hat, die ebenfalls Zivis waren, zur Überzeugung, dass seine Haltung richtig war. "Ich habe gesehen, was Krieg anrichtet".