London - Jane Goodall, die wohl so viel wie niemand sonst für das Wohl der Menschenaffen getan hat, wird am 3. April 80 Jahre alt. Über die Schimpansenforscherin aus Leidenschaft sind unzählige Artikel und Bücher geschrieben worden.
Ein Cartoon des amerikanischen Karikaturisten Gary Larson sagt vielleicht am meisten aus über die Engländerin, die auf Bildern stets mit Pferdeschwanz und im khakifarbenen Wildhüter-Outfit zu sehen ist. "Schon wieder ein blondes Haar", sagt eine Affendame in dem Cartoon zu ihrem Mann. "Wohl wieder Feldstudien mit dieser Jane Goodall betrieben?"
"Affenliebe"
Feldstudien waren der Ursprung für Goodalls "Affenliebe". 1957 hatte sie nach einer Sekretärinnenausbildung in Großbritannien die Abenteuerlust gepackt. Sie ging nach Kenia und landete im Büro von Louis Leakey, der über die Entstehung der Menschheit forschte. "Meine Mutter lachte nicht über meinen afrikanischen Traum, aber alle anderen taten es: Weil wir kein Geld hatten, weil Afrika der dunkle Kontinent war und ich ein Mädchen", erinnerte sie sich.
Leakey schickte drei junge Frauen in den Urwald, um die Affen zu beobachten. Er wollte Erkenntnisse über die nächsten Verwandten des Menschen erlangen. Jane Goodall war für die Schimpansen im Reservat von Gombe in Tansania zuständig.
Individuelle Schimpansenpersönlichkeiten
Aus den ersten Beobachtungen im Auftrag Leakeys wurden eigene Studien - Goodall revolutionierte die Primatenforschung. Sie entdeckte als erste, dass Schimpansen Fleisch fressen, dass sie untereinander kommunizieren, Gefühle zeigen und Werkzeuge bedienen können. "Wenn du Schimpansen triffst, dann triffst du individuelle Persönlichkeiten", sagte sie.
Goodall, jung und gut aussehend, verstand es hervorragend, sich in Szene zu setzen. Die Fernsehsender flogen auf die Geschichten um die blonde Engländerin und ihre Affen. "Meine Arbeit wurde weltweit so stark anerkannt, weil die Schimpansen so die Blicke auf sich ziehen, weil sie uns so ähnlich sind und so viel lehren", sagte Goodall selbst über sich und ihr Werk.
1962 durfte sie sich für eine Promotion an der Universität von Cambridge einschreiben - obwohl sie vorher nie studiert hatte. Mit ihrem Buch "The Chimpanzees of Gombe - Patterns of Behaviour" beschloss Jane Goodall im Wesentlichen ihr Dasein als Forscherin.
Immer noch auf Achse
Aus der Wissenschafterin wurde eine Aktivistin. Die Tochter eines Ingenieurs und einer Schriftstellerin aus London heimste international unzählige Preise für ihre Projekte ein und steckte die Gelder in ihr Jane-Goodall-Institut, das sie bereits 1977 gegründet hatte.
Noch im hohen Alter ist Jane Goodall unermüdlich auf Achse - hält Vorträge, treibt Geld ein für ihre unzähligen Projekte. Eines der bekanntesten ist die 1991 mit Schülern in Tansania gegründete Aktion "Roots and Shoots" ("Wurzeln und Sprösslinge"). Inzwischen existieren mehr als 10.000 Gruppen in 100 Ländern, die sich in lokalen Umwelt- und Sozialprojekten engagieren. Zu Goodalls Projekten gehört auch die Schimpansen-Auffangstation Tchimpounga im Kongo. Dort werden kranke und verwaiste Tiere aufgepäppelt - bis zu 150 gleichzeitig. (APA, 27.3.2014)