Magnesiummangel kann beim Menschen depressive Wirkungen entfalten. Die Wissenschafter stellten sich deshalb die Frage, welche Neurotransmitter-Rezeptor- komplexe in der Gehirnregion Hypothalamus/Amygdala bei einem Magnesiummangel betroffen sind. Als verantwortlich wurde der sogenannte N-methyl-D-aspartat-Rezeptor-GluN1-Komplex identifiziert. Dieser Rezeptorkomplex verändert sich bei Magnesiummangel und arbeitet infolge nur eingeschränkt.
Die Entdeckung dieses Rezeptorkomplexes ist das wichtigste Ergebnis einer soeben im Journal "Brain Structure and Function" veröffentlichten Studie, die an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien, erstellt wurde.
Basis für neue Medikamente
Zur Untersuchung des Wirkungsmechanismus führten die Forscher zunächst im Tiermodell einen Magnesiummangel herbei. Danach untersuchten sie die Auswirkungen auf das Verhalten sowie die Rezeptorkomplexe im Gehirn. Als Folge der Magnesiumrestriktion zeigten die Tiere erwartungsgemäß ein depressives Verhalten.
Als Ursache wurde mit dem N-methyl-D-aspartat-Rezeptor-GluN1-Komplex ein Rezeptorkomplex gefunden, dessen Funktionen durch den Magnesiummangel eingeschränkt werden. "Wir konnten eine klar negative Wirkung von Magnesiummangel auf ein ansonsten wohldefiniertes Rezeptorsystem feststellen. Das ist nicht nur vom Grundlagenaspekt her interessant, sondern auch von pharmakologischem Interesse", sagt Lubec.
Konkret sind damit spezifische Studien möglich, welche die Wirkung von Magnesium auf den beschriebenen Rezeptorkomplex näher untersuchen. Als Resultat sind in weiterer Folge neue Magnesium-Medikamente denkbar.
Hypothalamus und Amygdala
Beim Hypothalamus handelt es sich um das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems. Bereits sehr geringe Störungen dieses kleinen aber äußerst wichtigen Zwischenhirnareals können die menschliche Lebensfähigkeit intensiv beeinflussen. Die auch als "Mandelkern" bekannte Amygdala ist ein Kerngebiet des menschlichen Gehirns und wirkt hormonregulierend.
Die Amygdala ist wesentlich an der Entstehung von Angst beteiligt und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse potenzieller Gefahren. (red, derStandard.at, 19.5.2014)