Sehr viel Platz mitten in der großen Stadt: Das Tempelhofer Feld auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof bietet zahlreiche Möglichkeiten, um die Freizeit angenehm zu verbringen.

Es ist eine Brache, um die viele andere Städter die Berliner beneiden. Wer sonst in einer Großstadt kann von einer 350 Hektar großen Fläche erzählen, auf der so viel möglich ist, dass zwei Hände nicht reichen, um alles aufzuzählen?

Schon frühmorgens joggen oder radeln die Ersten an der Yoga-Gruppe vorbei, die ihren Kreis im Gras bildet. Bläst der Wind, dann düsen die Windsurfer über die Bahnen, auf denen zwischen den Jahren 1923 und 2008 Flugzeuge abhoben und landeten. Es wird getanzt, getrommelt, Großfamilien finden sich zum Grillen oder zum Picknick ein. Manche brauchen ihr Gemüse gar nicht mitzubringen, sie bauen es gleich am Tempelhofer Feld an.

Warten auf den Großflughafen

Geschlossen wurde der innerstädtische Flughafen Tempelhof vor sechs Jahren. Denn der kleine Flugplatz war Teil eines großen Planes, und der lautete: Wenn Berlin erst einmal seinen Superflughafen Berlin Brandenburg International hat, dann braucht man Tempelhof nicht mehr - und die Anwohner dort haben endlich mehr Ruhe.

Auf den Großflughafen warten die Berliner immer noch. Gerade wurde bekannt, dass Teile der 18 Kilometer langen Entrauchungsanlage undicht sind. Doch aus dem sogenannten Tempelhofer Feld (also dem Areal des alten Flughafens) haben sie etwas gemacht, indem sie die Fläche einfach in Besitz nahmen: ein riesengroßes Freizeitareal für alle, wo sich an sonnigen Tagen 20.000 Menschen aufhalten.

Genau so soll es auch bleiben, fordert die Bürgerinitiative "100 Prozent Tempelhofer Feld". "Das Feld steht für selbstorganisierte Freizeit und Bürgerengagement. Für viele ist das Feld der Garten, den sie nicht haben", sagt Vorstand Diego Cardenas und wehrt sich gegen Pläne des rot-schwarzen Senats.

1700 Wohnungen geplant

Dieser nämlich will am Rande des Feldes bis zu 1700 Wohnungen und eine große Bibliothek errichten. "Berlin braucht dringend Wohnungen", argumentiert der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und verweist ob seiner schlechten Umfragewerte auch gleich darauf, dass es beim Volksentscheid am Sonntag nur darum gehe und nicht um ihn selbst.

Und er erklärt, dass dennoch genügend Platz für die Freizeitaktivitäten aller Berliner bliebe. Doch die Bürgerinitiative will eben 100 Prozent vom Feld. 2,5 Millionen Wahlberechtigte können am Sonntag, gleichzeitig mit der EU-Wahl, votieren. Stimmen mehr als 625.000 Berliner für den Erhalt des Feldes, dann bleibt dieses so erhalten, wie es ist. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 20.5.2014)