Der Conchita-Effekt lässt die ÖVP nicht los - und der Ton wird schärfer. So nahm Maria Graff, schwarze Frauensprecherin des ersten Wiener Gemeindebezirks, kein Blatt vor den Mund: Das neuerliche Njet von ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm zu einer Angleichung - und damit Verbesserung - des Schutzes Homosexueller und anderer Gruppen vor Diskriminierung künde von einem "vorsintflutlichen Weltbild", sagte sie. Weitere ÖVP-Frauen deponierten ihre Kritik in den sozialen Medien, etwa auf Facebook.

Das Ausmaß des geäußerten Frusts lässt sich nicht allein mit etwaigen Schittenhelm-Nachfolgerangeleien erklären. Vielmehr geht es um die Sache selbst, denn die Ausweitung des Diskriminierungsschutzes bei Dienstleistungen - das sogenannte "levelling up" - wäre gegen vorurteilsbedingtes Handeln längst überfällig. Derzeit kann etwa ein Hausbesitzer Lesben und Schwulen einen Mietvertrag mit der Begründung verweigern, er möge eben keine Homosexuellen. Laut österreichischem Gesetz ist er damit im Recht - für Betroffene ein Zustand der Rechtlosigkeit.

Diesen Zustand haben beharrende Kräfte in der ÖVP, für die Schittenhelm steht, bisher zweimal verteidigt. 2010 und 2012 widersetzten sie sich mit kruden Argumenten der Gleichbehandlungsnovelle. Dass das nun auch mancher Schwarzen zu bunt wird, ist ein gutes Zeichen für Österreich auf dem Weg zu einem Land gelebter Diversität. (Irene Brickner, DER STANDARD, 21.5.2014)