Berlin - Die kürzlich vereinigten Konzerne der russischen Raumfahrtindustrie wollen trotz der Ukrainekrise weiter mit den USA zusammenarbeiten. "Wir befürworten jegliche Kooperation mit unseren Partnern - auch mit den USA", sagte der Chef der Vereinigung der russischen Raumfahrtindustrie (URSC), Igor Komarow, am Dienstag in Berlin.

Trotz Spannungen zwischen Washington und Moskau würden laufende Projekte fortgesetzt. Diese Geschäfte seien unabhängig von der politischen Situation. "Ich mache keinen Hehl daraus: An Weltraumprojekten arbeiten immer viele Partner", sagte Komarow auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse ILA. Allerdings sei noch unklar, wie sich die gegen Russland verhängten Sanktionen auswirken.

Konflikt zwischen Roskosmos und NASA

Seine offene Haltung steht im Kontrast zum schweren Konflikt zwischen der russischen Raumfahrtbehörde Roskomos, die für die Durchführung von Weltraumprojekten zuständig ist, und der NASA. Die US-Raumfahrtagentur hatte vor kurzem wegen des politischen Streits die Zusammenarbeit mit Roskosmos teilweise eingestellt. Moskau kündigte daraufhin Mitte Mai an, 2020 bei der Internationalen Raumstation ISS auszusteigen.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erwartet dennoch, dass Russland Partner bei der ISS bleibt. Er gehe davon aus, dass sich bis 2020 die politische Lage wieder entspannen werde, sagte DLR-Chef Johann-Dietrich Wörner am Dienstag im RBB-Inforadio. Gespräche mit den russischen Kollegen würden bereits laufen. Auch die NASA zeigte sich demonstrativ gelassen: "Ich habe davon offiziell keine Kenntnis", hatte NASA-Chef Charles Bolden am Vortag gesagt.

Fusionierte Raumfahrtkonzerne

Die URSC ist erst im März gegründet worden. Unter dem Dach des neuen Raumfahrtkonzerns verschmelzen mehr als zwanzig Staatsunternehmen, die bisher eigenständig waren und Weltraumtechnik produzieren. Moskau will durch die Fusion unter den führenden Raumfahrtnationen bleiben. Zuletzt hatten sich zahlreiche Pannen ereignet, vor allem bei der russischen Trägerrakete Proton.

Dennoch will Komarow an der Rakete festhalten: "Nach wie vor finden wir, das Proton ein zukunftsweisendes Projekt ist. Wir werden das weiter vorantreiben." Vergangene Woche war eine Proton-Rakete mit einem Satelliten an Bord kurz nach dem Start über China verglüht. Die Mission hatte nach russischen Angaben insgesamt 150 Millionen Euro gekostet. Proton-Raketen gelten als leistungsfähige und preiswerte Alternative zur europäischen Lastenrakete Ariane. (APA, 20.05.2014)