Die längliche Bauchspeicheldrüse liegt eingebettet zwischen Leber und Darm.

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Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die einzige Krebsform, deren Mortalität bei Männern und Frauen in Europa auch altersbedingt weiter ansteigt, wie eine neue Studie zeigt. Bei allen anderen Krebsarten wird die Sterblichkeit in diesem Jahr sinken, berichten Carlo La Vecchia von der Universität Mailand und Kollegen in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Annals of Oncology".

Der Berechnung des italienisch-schweizerischen Forscherteams zufolge werden in Europa in diesem Jahr insgesamt rund 41.300 Männer und 41.000 Frauen an Pankreaskrebs sterben. Damit ist die Mortalität in den vergangenen zehn Jahren von 7,6 auf acht pro 100.000 Männer und auf fünf auf 5,6 pro 100.000 Frauen gestiegen.

Verbindung mit Rauchen

Die ansteigende Inzidenz sei auch deshalb besorgniserregend, weil die Prognose für diese Krebsart schlecht ist, schreiben die Studienautoren. So leben fünf Jahre nach der Diagnose nur noch etwa fünf Prozent der Patienten. Da es keine effizienten Therapieoptionen gibt, sollte die Prävention im Vordergrund stehen.

Rauchen, Übergewicht, Diabetes, übermäßiger Alkoholkonsum und Erkrankungen in der Familie sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung von Pankreaskarzinomen. Zusammen erklären all diese Faktoren aber nur 40 Prozent der Erkrankung mit dem Hauptanteil beim Tabakkonsum - rund ein Drittel der Bauchspeicheldrüsentumoren geht auf das Rauchen zurück. Andere Auslöser sind weitgehend unbekannt, hier hat die Forschung noch Nachholbedarf.

Die traurigen Zahlen

Insgesamt werden den Autoren zufolge in diesem Jahr in den 27 Ländern der Europäischen Union 1.323.000 Menschen an Krebs sterben: 742.000 Männer und 581.000 Frauen. Dies stellt zwar einen Anstieg der absoluten Zahlen gegenüber 2009 dar, wenn aber die steigende Lebenserwartung mit berücksichtigt wird, sinkt die gesamte Krebssterblichkeit bei Männern um sieben Prozent und bei Frauen um fünf Prozent - nur eben nicht beim Pankreaskarzinom.

Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als lautloser Killer: Meist noch bevor der Ursprungstumor im eigentlichen Organ entdeckt werden kann, setzt er Krebszellen frei und bildet Metastasen in zahlreichen anderen Organen, vor allem in der Leber. Und genau dies macht diese Krebsart so schwer zu bekämpfen.

Schwer behandelbar

Denn herkömmliche Krebstherapien, beispielsweise Operationen, gefolgt von Chemotherapien und Bestrahlungen, wirken zwar gegen die Primärtumore, sind aber weitestgehend nutzlos gegen Metastasen.

Doch auch die Behandlung des Primärtumors zeigt im Vergleich zu anderen Krebsarten keine so guten Ansprechraten auf Therapien. Britische Forscher haben erst kürzlich herausgefunden, warum Bauspeicheldrüsenkrebs so schlecht behandelbar ist: Die Tumore, berichten Kenneth Olive vom Cambridge Research Institute und seine Kollegen im Fachmagazin "Science", enthalten nur wenige Blutgefäße, sodass nicht ausreichend Medikamente respektive Wirkstoffe in das entartete Gewebe transportiert werden.

Taxi für Wirksubstanzen

Und dennoch gibt es auch gute Nachrichten, wie das Forscherteam um Wilber Quispe-Tintaya vom Albert-Einstein-College of Medicine in New York in den "Proceedings of the National Academy of sciences" berichtet: Die US-Wissenschafter haben zum ersten Mal eine Methode entwickelt, die gezielt die gefürchteten Metastasen abtötet, die bei Bauchspeicheldrüsenkrebs besonders früh und zahlreich auftreten.

Ihr wichtigster Helfer: eine abgeschwächte Version des Durchfallerregers Listeria monocytogenes, der quasi als Taxi für eine radioaktive Wirksubstanz dient.

Wie Versuche mit Mäusen zeigen, sammeln sich diese Bakterien - aus welchen Gründen auch immer - bevorzugt in den Metastasen an und töten diese durch ihre geballte radioaktive Ladung zu mehr als 90 Prozent ab. Nach Ansicht der Forscher könnte diese effiziente und trotzdem nebenwirkungsarme Methode eine ganz neue Ära bei der Therapie des Pankreaskrebses einläuten. Doch bis dahin sind noch weitere Studien notwendig.

Chancen der Früherkennung

Parallel dazu versuchen Forscher weltweit eine Methode zur Früherkennung von Pankreaskrebs zu finden - bei der Krankheit treten im Frühstadium keine typischen Symptome auf, daher wird sie meist erst aufgrund der Metastasen andernorts entdeckt.

Samir Hanash und Kollegen vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle berichten dazu im "PLoS", dass sie inzwischen einige Eiweißverbindungen identifiziert hätten, mit denen sich die Krankheit in einem rec

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ht frühen Stadium erkennen lässt. Mithilfe dieser sogenannten Biomarker könnten in Zukunft einmal Bluttests zur Früherkennung entwickelt und damit die Behandlungschancen erhöht werden.

Zuletzt erkrankten laut Daten der Statistik Austria in Österreich pro Jahr 1585 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Damit ist das Pankreaskarzinom zwar nur für 4,3 Prozent aller bösartigen Tumore verantwortlich, aufgrund seiner hohen Letalität ist er hierzulande jedoch mit 1537 jährlichen Sterbefällen die vierthäufigste Krebstodesursache bei Frauen und Männern.

Die meisten Diagnosen werden Patienten im Alter zwischen 60 und 70 Jahren gestellt. (Andreas Feiertag, DER STANDARD, 20.5.2014)