Auf unseren Straßen jagt seit kurzem eine helle Lichttechnologie die andere. Jetzt zeigen die Bayern, was mit Lasern machbar ist

Der Wettlauf hat nicht nur eine sportive Dimension, sondern ist auch ein Funktionsprinzip ungestümer Marktverhältnisse. Erster zu sein ist nun einmal etwas ganz Besonderes. Erstaunlich, dass gerade bei den als eher behäbig beleumundeten Bayern offenbar ein besonderer Hang besteht, den anderen auszubremsen. Denn nicht erst in diesem Fall, auch früher schon öfter haben sich Audi (Ingolstadt) ...

foto: audi

... und BMW (München) ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, wohl auch, um ihren Premiumanspruch gegenüber der schwäbischen Konkurrenz (Mercedes) zu zementieren. BMW kündigt für Herbst den ersten serienmäßigen Laserlicht-Schweinwerfer an, Audi tritt aus dem Windschatten hervor und tut dies ebenso.

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Laser klingt noch immer gut. Laser ist seit 50 Jahren ein Inbegriff für Fortschritt. Kein Wunder, ist es doch für unzählige Einsatzzwecke geeignet, zum Leuchten, Messen, Schweißen. Für Laser gibt's weder einen Erfinder noch ein exaktes Erfindungsdatum, der Begriff ist die Abkürzung für Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation, was so viel heißt wie Lichtverstärkung durch stimulierte Emission von Strahlung.

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Ein wichtiges Merkmal ist die extreme Bündelung der Strahlen und die daraus mögliche Übertragung großer Energiemengen mit geringen Verlusten. Das Funktionsprinzip geht auf Einstein'sche Überlegungen zurück, der Erste, der einen Laserstrahl in die Welt setzte, war 1960 der US-Physiker Theodore Maiman.

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Das Funktionsprinzip macht man sich also mittlerweile auch bei Autoscheinwerfern zunutze. Es ist jetzt aber nicht so, dass nach Halogen-, Xenon- und LED-Licht nun Laserlicht in zwingender Reihe folgen wird. Laserlicht ist aber eine gute Gelegenheit, Extreme darzustellen und ganz wichtig: die Aufpreisliste selbst bei sündteuren Autos noch anzufetten.

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So wird Laserlicht am 14. und 15. Juni erstmals beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans in einem Audi R18 e-tron quattro zum Einsatz kommen. Käuflich wird es in der Folge im Audi R8 und im BMW i8 erhältlich sein. Die Lasertechnologie beschränkt sich aber in jedem Fall nur auf die Fernlichtfunktion, denn so viel Licht wie damit möglich ist, würde Entgegenkommende sowieso nur schrecklich blenden.

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Das heißt, automatisches Abblenden bei Gegenverkehr ist bei maximalen Reichweiten von 600 Metern nicht nur ein Komfortmerkmal, sondern eine Grundvoraussetzung bei Einsatz derartiger Flakscheinwerfer.

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Ein Scheinwerfer ist so aufgebaut, dass ein Lasermodul die LED-Module ergänzt. Ersterer ist in der Lage, doppelt so weit zu leuchten wie eine LED-Lichtquelle. Hübsch klingt dann das Zahlenspiel dazu, mit dem man uns die universelle Sinnhaftigkeit der neuen Technologie klarzumachen versucht, unter kräftiger Überblendung der Erkenntnisse von Adam Riese und Eva Zwerg. BMW etwa prägt den Satz: "Die neue Laser-Technologie ermöglicht es, die Energie-Effizienz gegenüber dem bereits sehr stromsparenden LED-Licht um weiter 30 Prozent zu erhöhen."

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Ja, die Effizienz schon, aber das Ding leuchtet ja doppelt so weit - das sei nur betont, damit in der Eile nicht eine missverständliche Botschaft hängen bleibt. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 23.5.2014)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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