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Polizisten in der Nähe des Anschlagsorts in der Provinz Xinjiang.

Foto: REUTERS/Cao Zhiheng/Xinhua

Mikroblogs verbreiteten die ersten Fotos von einem der opferreichsten und brutalsten Terroranschläge in China seit Jahren. Die Attacke auf einen Gemüsemarkt von Urumqi am Donnerstagfrüh forderte mindestens 31 Tote und 94 Verletzte. Die Aufnahmen zeigten meterhohe Flammen; eintreffende Feuerwehrwagen und Polizeieinheiten riegelten den Tatort ab.

Augenzeugen berichteten, dass gegen 7.50 Uhr zwei Geländewagen mitten in die Menschenmenge des Marktes beim "Volkspark" in der Innenstadt der uigurischen Provinzhauptstadt von Xinjiang hineinrasten, wie die Nachrichtenagentur Xinhua schrieb. Die Jeeps durchbrachen die Absperrgitter; Sprengkörper sollen aus dem Wagen geworfen worden sein. Augenzeugen wollen auch Fahnen und Protest-Slogans gesehen haben und sprachen von mehreren Detonationen. Ein Fahrzeug sei dann explodiert.

"Schwer bestrafen"

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping reagierte mit einer drastischen Verurteilung der Bluttat. Er verlangte von den Sicherheitsbehörden, den Anschlag schnell aufzuklären und "die Gewalttäter schwer zu bestrafen." Sie müssten "mit harter Faust" unter Verfolgungsdruck gesetzt werden. Öffentliche Kontrollen sollten an allen wichtigen Zentren der Stadt verschärft werden.

Xi fühlt sich vom Attentat doppelt herausgefordert. Am Mittwoch erst hatte er als Vorsitzender einer asiatischen Sicherheitskonferenz in Schanghai alle Staaten Asiens zu einem gemeinsamen kompromisslosen Vorgehen gegen den Terrorismus aufgerufen. Zudem hat er eine ähnliche Krise vor sechs Wochen erlebt, als er Chinas überwiegend muslimische Unruheprovinz Xinjiang besuchte und es dort an seinem Abreisetag auf dem Bahnhof von Urumqi ebenfalls zu einem Terroranschlag mit drei Toten und fast 80 Verletzten kam.

Peking hat die Hintergründe der damaligen Gewalttat, bei der sich zwei Täter in die Luft sprengten und acht weitere inzwischen festgenommen wurden, bisher nicht öffentlich aufgeklärt. Den jüngsten Anschlag am Donnerstag nannten die Behörden nach wenige Stunden einen geplanten "Terrorakt", gaben aber bis zum Nachmittag keine Details bekannt.

Der Anschlag reiht sich in eine Serie mehrerer spektakulärer Gewalttaten seit März ein. Die Sicherheitsbehörden haben in all diesen Fällen pauschal extremistische chinesische Muslime aus Xinjiang als Täter verdächtigt. Deren angebliche Anstifter seien Exil-Organisationen der Uiguren im Ausland, die für ein von China unabhängiges islamisches Xinjiang kämpften. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 23.5.2014)