Der Jahresabsatz von Sach-, Unfall- und Lebensversicherungen über digitale Kanäle könnte sich in Europa bis 2016 auf bis zu 25 Milliarden Euro verdoppeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Beraters Accenture, für die Verantwortliche von 78 führenden europäischen Versicherern befragt wurden. Demnach wird der Anteil digital vertriebener Polizzen von elf Prozent 2013 auf bis zu 18 Prozent des Neugeschäftsvolumens bis 2016 steigen.

Laut Studie planen mehr als drei Viertel der europäischen Versicherer (78 Prozent) einen Ausbau ihrer Investitionen in die digitale Transformation ihrer Kundenkontakt- und Vertriebsfunktionen. Binnen drei Jahren sollen bei jedem Unternehmen durchschnittlich 27 Millionen Euro in diesen Bereich fließen. Klar - auch angesichts der heranwachsenden „digitalen Generation“, die gewöhnt ist, Bücher, Elektronik, Musik, Reisen und viele Dinge des täglichen Bedarfs selbstverständlich online zu kaufen.

Digitale Herausforderung

Die wesentliche Herausforderung der Digitalisierung sehen Versicherer insbesondere in der Komplexität der Durchsetzung von Veränderungen in den bestehenden physischen Vertriebskanälen, so etwa bei den ca. 23.000 in Österreich registrierten Versicherungsvermittlern, deren künftige Rolle massiv auf dem Prüfstand steht. Dies bestätigten 85 Prozent der befragten Führungskräfte. Andere Digitalisierungsbarrieren stellen nach Meinung der Entscheider darüber hinaus Beschränkungen in den bestehenden IT-Systemen und die fehlende Agilität ihrer Organisation dar (jeweils 81 Prozent).

Und: neun von zehn europäischen Versicherern (89 Prozent) erwarten eine Verschärfung der Wettbewerbssituation im Versicherungsvertrieb innerhalb der kommenden drei Jahre. Dabei gehen fast zwei Drittel (64 Prozent) davon aus, dass diese Entwicklung von Wettbewerbern aus dem Lager der Nichtversicherer wie Google oder der E-Commerce-Giganten wie Amazon ausgehen wird.

Persönlicher Beratung

Aber: Die Österreicher wollen derzeit wohl persönlichen Kontakt zu einem Berater haben, wenn es um den Abschluss von Bank- und Versicherungsgeschäften geht, sagt eine Studie der WU Wien und des Marktforschungsinstituts Telemark Marketing. Laut dieser Untersuchung machen sich zwar vier von fünf Konsumenten im Internet über die verschiedenen Produkte und Anbieter schlau, den Verkaufsabschluss wollen aber 73 Prozent der heuer Befragten nicht online durchführen. Projektleiter Werner Schediwy: „Der glaubwürdigste Informationskanal ist nach wie vor der persönlich bekannte Bankberater - die Zukunft kann daher nur in einer kombinierten Betreuungslösung aus online und offline bestehen.“ (kbau, DER STANDARD, 24./25.5.2014))