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Ein Demonstrant, "verkleidet" als  Jürgen Fitschen.

Foto: apa/epa/Frank Rumpenhorst

Frankfurt am Main - "Auf diese Bank können wir sehr stolz sein." Nach diesem Satz hat Anshu Jains Redenschreiber extra eine Pause vorgesehen - offenkundig in der Hoffnung auf Beifall. Aber die knapp 5.000 Aktionäre der Deutschen Bank rühren keine Hand auf der Hauptversammlung (HV). Laut wird der Beifall erst, als Jains Kollege an der Bankspitze, Jürgen Fitschen, leichte Selbstkritik übt.

Den ersten kritischen Moment auf dem Aktionärstreffen hat das Führungsduo da schon überstanden. Jain hat kaum einen Satz gesagt, als rund ein Dutzend Kapitalismuskritiker aufstehen und ihre Parolen skandieren: "Bei jeder Schweinerei ist die Deutsche Bank dabei." Der langjährige Top-Investmentbanker hält inne, Aufsichtsratschef Paul Achleitner lässt sie ein paar Minuten gewähren, ehe die Sicherheitsleute die "Blockupy"-Demonstranten gemächlich aus dem Saal schieben - unter dem Beifall vieler Aktionäre.

Jahrmarkt-Atmosphäre

Auch vor der Festhalle herrscht an diesem Donnerstag eher Jahrmarkt-Atmosphäre als aggressive Protest-Stimmung. Begrüßt werden die Aktionäre, die zur Hauptversammlung eilen, von einem großen Papp-Schwein. Das sei das "Grunzmobil", erklärt Carsten Halmanseder von der "Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt". Es ist vielseitig verwendbar. Vorne prangt das Logo der Deutschen Bank und der Satz "Kein Geld für Tierfabriken". Auf der Rückseite ist zu lesen: "Heute vegetarisch essen." Die Stiftung setzt sich für Tiere und fleischlose Ernährung ein. Sie habe sich eigens zehn Deutsche-Bank-Aktien gekauft, sagt Halmanseder, damit ihr Geschäftsführer in der Halle sprechen und fordern darf, den Vorstand nicht zu entlasten. Begründung: Die Finanzierung von Großbauern sei "katastrophal fürs Image" der Bank.

Die meisten, überwiegend älteren Aktionäre, die wegen des heißen Wetters in Sandalen oder Slippern angereist sind, lässt das Spektakel vor der Halle kalt. "Etwa ein Drittel bleibt stehen, die anderen versuchen schnellstmöglich vorbeizukommen", sagt eine Schweizerin im orange-weißen Clownfisch-Kostüm, die ihren kleinen Sohn im Kinderwagen dabei hat. Sie protestiert dagegen, dass ein Hafen nahe dem australischen Weltnaturerbe Great Barrier Reef mit Krediten der Deutschen Bank ausgebaut werden soll. "Eine Schande ist das", sagt sie. "Die Deutsche Bank sollte besser in die deutsche Wirtschaft investieren."

Vor einigen Jahren hatten Globalisierungsgegner der Bank ein Güllefass vor der Tür der Festhalle ausgekippt. Diesmal bleibt der Protest harmlos. Die Polizei hält sich im Hintergrund. Einer der Uniformierten meint schmunzelnd: "Das ist ja alles bürgerliches Klientel." (APA/Reuters, 22.5.2014)