München - Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (67) schreibt ein Stück über den Prozess um die Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU). Mit der Uraufführung des Werkes, das den Titel "Das Schweigende Mädchen" trägt, eröffnen die Münchner Kammerspiele eröffnen am 27. September ihre kommende Spielzeit. Handlungsort ist des Werks ist der Gerichtssaal. Der reale Prozess mit der schweigenden Hauptangeklagten Beate Zschäpe läuft bereits seit mehr als einem Jahr vor dem Münchner Oberlandesgericht.

Riesen-Arbeit

"Es ist wie immer bei Jelinek eine Riesen-Arbeit", sagte Kammerspiel-Intendant Johan Simons, der das Stück als Regisseur auf die Bühne bringen wird, am Donnerstag. "Zwischen Prozessprotokollen, Medienberichten und literarischen Referenzen wagt sie einen tiefen Blick ins Unbewusste der deutschen Seele", heißt es in der Ankündigung im Spielzeitheft.

Jelineks Stück ist nicht der erste Versuch, sich theatralisch mit dem NSU-Stoff auseinanderzusetzen. Im Münchner Residenztheater kam bereits in dieser Spielzeit das Stück "Urteile" über die Münchner NSU-Morde auf die Bühne. Auch in Frankfurt/Main, Karlsruhe und Köln gab es Uraufführungen.

Mit "Das schweigende Mädchen" inszeniert Simons seine vierte Jelinek-Arbeit. Außerdem arbeitet er in der kommenden Spielzeit für "Ekzem Homo" mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern zusammen. Darüber hinaus erwarten das Kammerspiel-Publikum in der Spielzeit 2014/15 unter anderem Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" in einer Inszenierung von Stephan Kimmig und Schillers "Maria Stuart" unter der Regie von Andreas Kriegenburg. Die junge Regisseurin Susanne Kennedy, soeben beim Berliner Theatertreffen gefeiert, inszeniert Rainer Werner Fassbinders "Warum läuft Herr R. Amok?"

Die kommende Saison ist für die Kammerspiele die letzte der Intendanz Simons. Der Niederländer wird 2015 neuer Chef der Ruhrtriennale.  (APA, 22.5.2014)