Frau Margot (Hoenecker), Frau Imelda (Marcos) und Frau Leïla (Ben Ali) geben zu einer fiktiven Zeit an einem fiktiven Ort gemeinsam eine Pressekonferenz vor hunderten Journalisten und Journalistinnen. Die drei an echten zeitgeschichtlichen Vorbildern modellierten Diktatorengattinnen treffen im Vorzimmer des Spektakels zum ersten Mal aufeinander. Und in dieser Vorbereitung ist auch, wo der größte Teil des Stückes "Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ sich abspielt.

Führerfrauen unter sich

Beiseite und zwischen ihnen steht ihnen auf der Bühne hinter der Bühne der fahrige Dolmetscher Gottfried, der zwischen allen Akteuren und Akteurinnen für Verständigung sorgen soll. Dass er das nicht sonderlich gewissenhaft macht, fällt dem Publikum (wegen der manchmal etwas zu billigen) Pointen sehr schnell auf. Aber auch die Führersfrauen werden bald skeptisch und kritisieren Gottfried, der sich professionell zu helfen weiß: "Ein guter Dolmetscher ist immer einen Satz voraus!“

Anfangs stört es ein wenig, dass die drei Damen sich lediglich brockenhaft mithilfe eines immer lächerlicher werdenden Übersetzers unterhalten können. Doch bald wird klar, dass zum Verständnis eigentlich keine Kommunikation notwendig ist. Wenn Margot, Imelda und Leïla vermeintlich aneinander vorbei vor sich hin reden, sind sie sich am nächsten. Spannend wird es daher erst, wenn der Mann endlich die Bühne verlässt.

Glitzer und Glamour

"Ich hasse öffentliche Auftritte mit diesen Täschchen, diesen vor die Scham gepressten Täschchen”, behauptet die elegante Frau Leïla, die heimliche Poetin. Aus einem ihrer Gedichte stammt auch der besondere Volksnähe suggerierende Titel des Stücks. Frau Imelda hat keine Probleme mit Inszenierung und macht sich schon Gedanken darüber, wie wohl ihr Leben nach dem Tod verarbeitet wird. Eine Oper sollte es sein, ein Epos. "Ich war ja immer gegen den Tod, außer in der Oper“, meint die stämmige, dem Schönen verschriebene Sängerin. Die von der Vertreibung ins Exil überraschend wenig traumatisierte Margot Hoenecker bleibt grau und bieder: Die Deutschen machen ihre Diktaturen falsch; nicht einmal ihre Tyranninnen haben Glamour.

Einig sind sich die drei mächtigen Frauen in ihrer Analyse von Politik: "Ohne Feinde komme ich morgens gar nicht aus dem Bett", sagt Margot, Imelda harmonisiert mit: "Das Leben gewinnt an Bedeutung, je mehr Feinde man hat." Das Volk ist ein mühsamer, zäher, verständnisloser Haufen, und "Kinder die größten Tyrannen überhaupt".

Besonders fesselnd sind in Walsers oszillierendem Werk die Vorstellungen von Verantwortung und Freiheit. Regie und Bühne treten dem Umstand angemessen in den Hintergrund. Der unheilbringenden Ausbrütung des Spektakels wird so Platz zur Entfaltung zu geben. Das Stück ist eine Dampflok, die immer schneller und noch schneller wird und am Ende mit großem Geschrei gegen die vierte Wand fährt. Man sollte sich nur durch die äußerst humorvolle Inszenierung nicht vom großartigen Text ablenken lassen. (Olja Alvir, daStandard.at, 22.4.2014)