Kiew - Ob vor Einkaufszentren, in Kinos oder Wohnanlagen, Vitali Klitschko tourt derzeit täglich durch Kiew. Im dritten Anlauf, nach 2006 und 2008, will er am Sonntag Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt werden.

Parallel zu den Präsidentschaftswahlen wird dort ein neues Stadtoberhaupt gewählt. Der Ex-Boxweltmeister wollte sich eigentlich um das höchste Staatsamt bewerben, doch er hat zugunsten des Milliardärs Petro Poroschenko verzichtet. Nun machen sie einen gemeinsamen Wahlkampf, in Umfragen liegen beide Kandidaten an der Spitze.

Seine Botschaft lautet "Veränderungen beginnen in Kiew". Gemeint ist damit die grundlegende Reform des Staates. Der durch seinen Sport beliebte Klitschko verspricht neue Strukturen. Berufstätige, Studenten und sogar Schüler sollen als Berater beim Staatsumbau helfen. Als Beispiel, dass so etwas in einer früheren Sowjetrepublik gelingen kann, soll ausgerechnet Georgien dienen. Expräsident Michail Saakaschwili unterstützt Klitschko aktiv.

Egal, wo der Zwei-Meter-Mann in diesen Tagen vorbeischaut, die Menschen hören geduldig zu, viele erhoffen sich konkrete Veränderungen: Nur während der Heizperiode im Herbst und Winter gibt es etwa in den unzähligen Hochhäusern warmes Wasser, viele sind stark renovierungsbedürftig. Elektriker Oleg hat noch einfachere Wünsche: "Ich hoffe, dass er uns nicht genauso vergisst wie seine Vorgänger. Geredet haben unsere Politiker bisher alle, doch nach den Wahlen waren wir für sie nicht mehr existent." (nje, DER STANDARD, 23.5.2014)