Wien - Die Idee, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte die Einlagenzinsen in negatives Terrain senken, sorgt für Aufruhr. Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet hatte das im Standard-Interview angeregt. Auch andere Experten können dieser Idee etwas abgewinnen. So hatte etwa auch der Spiegel zuletzt davon berichtet, dass der Einlagenzins auf minus 0,1 Prozent gesenkt werden sollte - unter Berufung auf Empfehlungen für den EZB-Rat von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. "Darüber habe man in der EZB noch keine Entscheidung getroffen", sagte am Donnerstag EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann. "Noch ist unklar, ob wir überhaupt handeln müssen", sagte der Bundesbank-Chef der Süddeutschen Zeitung. Die nächste geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank findet am 5. Juni statt. Dann werde der EZB-Rat die neuen Daten gründlich analysieren und entscheiden, heißt es.

Weidmann sprach sich grundsätzlich dafür aus, Geldpolitik vor allem über die Zinspolitik anstatt mit sogenannten unkonventionellen Maßnahmen zu betreiben. Bereits vor Tagen hieß es, dass die EZB eine Zinssenkung sowie weitere Maßnahmen vorbereitet, darunter die Senkung des Einlagensatzes von derzeit null Prozent.

Damit würde Banken, die überschüssiges Geld bei der Zentralbank parken, de facto ein Strafzins auferlegt. Die Institute sollen so dazu gebracht werden, wieder mehr Kredite zu vergeben. Der Leitzins liegt bereits jetzt mit 0,25 Prozent so niedrig wie nie zuvor. Eine weitere Senkung auf 0,15 bzw. 0,10 Prozent wurde zuletzt angedeutet. (DER STANDARD, 23.5.2014)