Nein, bitter fühle sie sich nicht, sagt Martha Heizer, Vorsitzende der kritischen römisch-katholischen Reformplattform "Wir sind Kirche". Vielmehr empfinde sie nach ihrer am Donnerstag offiziell gewordenen Exkommunikation "Durchmischtes".
Denn einerseits, so die 66-jährige pensionierte Tiroler Religionspädagogin, habe sie sich "als echtes katholisches Urgestein praktisch das ganze Leben lang für die Kirche engagiert", habe "versucht, die Kirche zu erneuern, auf dass diese weiter verlocke": eine tiefe Bindung.
Doch als im September 2011 eine ORF-Journalistin bei ihr anfragte, ob sie über die seit 2008 stattfindenden privaten Messen des Glaubenskreises um die Heizers berichten dürfe, hätten sie und ihr Ehemann Gerd das nicht ablehnen können: Dies der Öffentlichkeit vorzuenthalten wäre ihnen damals, als der "Aufruf zum Ungehorsam" diskutiert wurde, unauthentisch erschienen.
Besagter Aufruf kratzte unter anderem an dem Dogma, dass nur Priester die Eucharistie, die heilige Kommunion, erteilen dürfen. Genau das aber geschah - und geschieht weiter - im Rahmen der privaten Eucharistiefeiern des Absamer Gebetskreises. Laut Heizer besteht dieser seit einem Vierteljahrhundert: "ein Ort, an dem es uns gutgeht". Früher habe auch der Ortspfarrer teilgenommen, dann starb der Geistliche: Die privaten Messen fanden weiterhin statt.
Überhaupt sei die Rolle von Priestern hinterfragbar, sagt die feministisch engagierte Erziehungswissenschafterin und Psychologin, die vor ihrer Pension an der Innsbrucker theologischen Fakultät 20 Jahre lang Religionslehrer für die höheren Schulen ausgebildet hat. Priester würden eine "Zweiklassengesellschaft" in der katholischen Kirche begründen, meint sie: "Hier der Klerus, da die Gläubigen". Daher trete sie heute auch nicht mehr so entschieden wie früher für das Frauenpriestertum ein, sagt die seit 41 Jahren verheiratete Mutter dreier erwachsener Kinder.
Die nun bestehende Möglichkeit, beim Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer binnen zehn Tagen gegen die Exkommunikation vorzugehen, werden Heizer und ihr Ehemann nicht nutzen: "Wir akzeptieren die Strafe nicht". Wie diese in die Amtszeit des als reformfreudig geltenden Papstes Franziskus passe? Das Verfahren sei schon seit Jahren gelaufen, erklärt die von der Kirche gebannte Kirchenkritikerin dies: "Das fällt noch unter das alte System." (Irene Brickner, DER STANDARD, 23.5.2014)