Es ist ein schmutziger Wahlkampf in Italien - mit Tiefschlägen, die nicht einmal Silvio Berlusconis Malteser-Terrier Dudú verschonen. Das "entartete Schoßhündchen" solle für Tierversuche genutzt werden, polterte der Fundamentaloppositionelle Beppe Grillo. Ex-Premier Berlusconi sah darin eine Bestätigung seiner Hitler-These, und eine Forza-Italia-Abgeordnete rückte Grillo gar in die Nähe von KZ-Arzt Josef Mengele. Berlusconi attackiert Grillo wiederum als "Steuerhinterzieher" und "Mörder" (er verursachte 1981 einen Autounfall mit drei Toten).

Grillos Replik: Berlusconi (77) sei bloß ein "Kadaver". Außerdem sieht er in ihm nur eine Nebenfigur. Seine Aufmerksamkeit konzentriert er eher auf Premier Matteo Renzi: Diesen "vulgären Lügner" erwarte die "lupara bianca" - ein Mafiamord, bei dem das Opfer auf ewig unauffindbar bleibt.

Unter dem Jubel von Zehntausenden Anhängern tobt sich Grillo jeden Abend auf den Plätzen der Städte aus und verspricht Volkstribunale gegen Politiker, Journalisten und Unternehmer. Vier Millionen verfolgten seinen Auftritt in der biederen TV-Talkshow von Bruno Vespa, den er als "tendenziösesten Moderator Italiens" beschimpfte.

Renzi hält dagegen: "Wählt, wen ihr wollt, aber schickt keinen Clown nach Brüssel! Das hat unser Land nicht verdient." Der Premier zeigt sich zuversichtlich, das Duell gegen Grillo zu gewinnen, baut jedoch vor: "Auch bei einer Niederlage wird die Regierung nicht zurücktreten." Renzi, der von links und rechts gleichermaßen attackiert wird, muss vor allem Süditalien fürchten, während im Norden die Lega Nord zahlreiche Proteststimmen auffangen dürfte.

Kuriosum: Keine der drei Diven - Berlusconi, Grillo, Renzi - steht am Sonntag selbst zur Wahl.

Der Kampf um rund sieben Millionen unentschlossene Wähler tobt bis zur letzten Minute, doch 20 Millionen haben sich bereits entschieden: Sie bleiben lieber zu Hause. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 23.5.2014)