Der marsianische Fuhrpark wird größer – ein paar Jahre dauert es aber noch, bis dieser Rover über den Roten Planeten rollt.

Illu.: ESA

Wien – Erstmals wird Technologie aus Österreich am Mars landen. Die Wiener Weltraumfirma Ruag Space liefert einen ausklappbaren Kameramast für den Mars-Rover der zweiteiligen europäisch-russischen Mission "ExoMars". Einen entsprechenden Auftrag erhielt das Unternehmen von Airbus Defence and Space.

Die Mission

"ExoMars" blickt mittlerweile auf eine längere Reihe von Verzögerungen und Veränderungen zurück. Ursprünglich ein reines ESA-Projekt, sollte später die NASA als Partner gewonnen werden, die aber schließlich aus Geldmangel abwinkte. Stattdessen kooperiert die ESA nun mit der russischen Weltraumbehörde Roskosmos.

"ExoMars" besteht aus zwei Teilen, die beide mit russischen Proton-Raketen zum Roten Planeten gebracht werden sollen. 2016 ist der Start eines Orbiters geplant, der die Mars-Atmosphäre analysieren soll. Zudem soll ein Landemodul auf der Marsoberfläche abgesetzt werden. 2018 soll dann der neue Mars-Rover zum Roten Planeten starten und zumindest bis 2019 dessen Oberfläche erkunden.

Rover einer neuen Generation

Der Rover mit einer Masse von 300 Kilogramm soll nach seiner Landung mehrere Kilometer auf der Marsoberfläche zurücklegen. Mit an Bord des Rovers sind wissenschaftliche Instrumente, die die Oberfläche nach Spuren von Leben absuchen sollen. Dafür werden sie die Umgebung des Rovers untersuchen und die Oberflächenbeschaffenheit sowie deren Zusammensetzung genau erfassen. Mit Hilfe eines Bodenradars soll eine Karte der oberen Bodenschichten erstellt werden. Zudem ist geplant, Proben aus einer Tiefe von zwei Metern zu entnehmen und zu analysieren.

Die Aufgabe des Kameramasts

An der etwa zwei Meter über dem Boden befindlichen Spitze des von Ruag Space entwickelten Masts sollen ein Panorama-Kamerasystem, eine Navigationskamera und der optische Kopf eines Infrarot-Spektrometers mit einer Gesamtmasse von drei Kilogramm sitzen. Sie können sowohl horizontal als auch vertikal bewegt werden und sollen so die Umgebung des Rovers erkunden.

Während des Raketenstarts und der Landung auf dem Mars muss die gesamte Masteinheit zusammengeklappt sein und über dem Solarpaneel fixiert werden. Sobald der Rover seine Ausgangsposition am Mars erreicht hat, soll die Fixierung gelöst und die Masteinheit mit Hilfe eines eingebauten Motors aufgerichtet werden.

Dabei muss die Mastkonstruktion unter geringer Mars-Schwerkraft, bei hohen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht sowie bei zumeist stürmischen Verhältnissen und staubigen Umgebungsbedingungen eine stabile und präzise Ausrichtung sicherstellen. Auch Fahrten über unebenes Gelände muss der Mast in aufrechter Position unbeschadet überstehen können. Dabei darf die Konstruktion die Gesamtmasse von maximal acht Kilogramm nicht überschreiten. Deshalb wird der Mast aus Kohlefaserverbund und die Befestigung aus ultraleichtem Titan gefertigt. Die Lieferung des Mastsystems ist im Frühjahr 2016 geplant.

Das an der Mastspitze montierte Panorama-Kamerasystem wird Bilder liefern, die von einem Team der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research in Graz kalibriert und ausgewertet werden. Die so entstehenden dreidimensionalen Karten werden entscheidend für die weitere Missionsplanung sein, da sie Hinweise auf die nähere und weitere Umgebung liefern, sagte Gerhard Paar von Joanneum Research.

Bloß keine Kontamination!

Eines der Hauptziele von "ExoMars" ist es, auf dem Roten Planeten nach Spuren von früherem oder noch existierendem Leben zu suchen. Deshalb dürfen keinerlei auf Leben hinweisende Teilchen von der Erde mit den Rover-Komponenten eingeschleppt werden. Dies erfordert höchste Reinlichkeit schon bei Zusammenbau und Montage des Systems. Zudem muss die Mastkonstruktion noch vor dem Einbau am Mars Rover einer vollständigen Sterilisation und gründlichen mikrobiologischen Reinigung unterzogen werden. (APA/red, 23.5.2014)