Die Hochhäuser schießen in den letzten eineinhalb Jahrzehnten wie Pilze aus dem Wiener Boden, mancherorts - Stichwort Wienerberg - auch ohne das nötige infrastrukturelle Umfeld. Weil das Wiener Hochhauskonzept schon mehr als zehn Jahre alt ist, lässt Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) gerade an einem neuen arbeiten. Wann es kommen wird, steht allerdings noch in den Sternen - ebenso die Definition, wie eng die darin gesetzten Grenzen ausfallen werden.

Neue "baukulturelle Leitsätze"

Auch schon seit fast einem Jahrzehnt gibt es die Wiener Architekturdeklaration, sie wurde 2005 erlassen. Darauf aufbauend, hat Vassilakou in den vergangenen drei Jahren unter Federführung der MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung) an "baukulturellen Leitsätzen" arbeiten lassen. Diese wurden kürzlich präsentiert; ihr Ziel ist es, die "Qualität der Planungen und Realisierungen von städtischen Projekten zu heben"; die insgesamt zehn Punkte drehen sich etwa darum, dass "für die Wiener Bevölkerung eine hochwertige gebaute Umwelt verwirklicht" werden solle, "die ihr hohe Lebensqualität bietet, beim Neubau ebenso wie im Bestand." Baukulturelle Entscheidungen sollen überdies künftig "so gefällt werden, dass die Stadt sozial gerechter wird". Planung, Errichtung und Sanierung aller Bauten und Freiräume im Einflussbereich der Stadt Wien solle "nach qualitätsorientierten und transparenten Prozessen" erfolgen, Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern daran "wird als positives Element in diesen Prozessen gesehen und gelebt", schreiben die Leitsätze weiters vor. Auch der öffentliche Diskurs zum Thema Baukultur soll gefördert werden.

"Keine Relevanz"

Kritiker halten den Output des mehrjährigen Diskussionsprozesses aber für ein wenig dürftig bzw. sehr vage. Und so mancher Praktiker hat auch seine Zweifel daran, dass die neuen Leitlinien irgendetwas ändern können werden. "Ich kann die baukulturellen Leitlinien wie viele Texte der Stadt Wien als absolut grundvernünftig bezeichnen", sagt etwa Hans Jörg Ulreich, Bauträgersprecher der Wirtschaftskammer. Nachsatz: "Sie haben nur in der Praxis keine Relevanz und bleiben wie das so oft getätigte politische Schlagwort 'Nachverdichtung' wahrscheinlich nur Lippen- bzw. in diesem Fall Papierbekenntnisse." (mapu, DER STANDARD, 24.5.2014)