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Ein Plakat in Jordaniens Hauptstadt Amman kündigt den Besuch des Papstes - zu sehen mit König Abdullah - an. Die Reise führt Franziskus auch nach Israel und in die Palästinensergebiete.

Foto: Reuters/Hamed

Anders als seine Vorgänger, die jeweils gut eine Woche blieben, beschränkt er seine Reise auf drei Tage. Die Erwartungen von allen Seiten sind hoch.


Die Päpste, die bisher ins Heilige Land gekommen sind, haben sich als einfache Pilger definiert, und auch Franziskus sprach in seiner letzten Generalaudienz von einer "strikt religiösen Reise". Ganz ernst kann er das nicht gemeint haben, denn der heute, Samstag, beginnende Besuch in Jordanien, im Palästinensergebiet und in Israel hat viele Dimensionen.

Der Papst muss nicht nur als Oberhirte den Erwartungen seiner einheimischen Schäfchen gerecht werden, sondern auch jedes Wort auf die Waagschale legen, um im interreligiösen und im politischen Dialog niemanden zu verärgern.

Vorfreude und Enttäuschung

Zugleich scheint man von Franziskus, der einen frischen Stil in den Vatikan gebracht hat, unkonventionelle Gesten geradezu einzufordern. "Der Heilige Vater ist sehr spontan und hat immer wieder eine Überraschung für uns parat", meint Markus Bugnyar, Leiter des Österreichischen Hospizes in Jerusalem. "Diesmal gibt es sicher eine gewisse Vorfreude, die größer ist als beim letzten Mal."

Eine gewisse Enttäuschung gibt es dabei über die Kürze des Besuchs. Während seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. jeweils gut eine Woche blieben, verbringt Franziskus nur einen halben Tag in Bethlehem und nur eineinhalb Tage in Jerusalem. Die palästinensischen Christen haben das Gefühl, dass sie zu wenig vom Papst haben werden: "Offen gesagt, das ist eine Sache, die wir bei diesem Besuch wirklich nicht mögen", nickt Wadie Abunassar, ein katholischer Araber aus Haifa, der im Organisationskomitee mitarbeitet. "Wir wollten, dass der Heilige Vater mehr Zeit mit uns verbringt."

Als Bad in der Menge ist die Messe gedacht, die Franziskus am Sonntagvormittag auf dem Krippenplatz in Bethlehem zelebrieren wird, doch der ist relativ klein. Der offizielle Anlass und zugleich der Höhepunkt der Reise ist aber kein innerkatholischer, sondern die Begegnung mit dem Oberhaupt der orthodoxen Christenheit. Franziskus und Bartholomäus, der Ökumenischen Patriarch, werden gemeinsam in der Grabeskirche in Jerusalem beten, wo sechs christliche Konfessionen die Räume und Gebetszeiten teilen, einander aber auch schon Schlägereien geliefert haben.

Der interreligiöse Kontakt wird bei Treffen mit den beiden Oberrabbinern Israels und mit dem Großmufti von Jerusalem gepflegt. Davor und danach muss der Papst sich zudem als Staatsoberhaupt durch das nahostpolitische Minenfeld bewegen. Die Palästinenser führen ihn etwa ins Flüchtlingslager Deheische: "Er ist der Papst, man kann von ihm keine politische Botschaft über die Lösung des Konflikts erwarten, aber ich erwarte eine klare Botschaft der Solidarität", sagt Jamal Khader, Rektor eines katholischen Seminars bei Bethlehem.

Die Israelis ärgert es etwas, dass der Papst mit dem Hubschrauber von Amman direkt nach Bethlehem zu einer Art Staatsempfang fliegt. Die Palästinenser werden sich ärgern, wenn Franziskus dem israelischen Protokoll entsprechend einen Kranz am Grab von Theodor Herzl niederlegt, dem Begründer des Zionismus. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, DER STANDARD, 24.5.2014)