Abuja - Mutmaßliche Islamisten der Boko Haram haben in Nigeria nach Polizeiangaben erneut Dörfer überfallen und mindestens 28 Menschen getötet. Die Überfälle hätten sich bereits am Donnerstag in einer abgelegenen Gegend im Bundesstaat Borno ereignet, erklärten Behörden und Augenzeugen am Samstag. Bei einem Anschlag in der Stadt Jos wurden indes drei Menschen getötet.

Eines der drei überfallenen Dörfer befindet sich nahe Chibok, wo die sektenartig organisierte Gruppe Boko Haram Mitte April rund 200 Schülerinnen verschleppt hatte. Die Angreifer hätten Dorfbewohner erschossen und Häuser niedergebrannt, wie Augenzeugen berichteten. Allein in der Zeit nach der Entführung sind mindestens 450 Zivilisten von den Extremisten getötet worden.

Explosion in Jos

Unterdessen wurden in der zentralnigerianischen Stadt Jos bei einem Bombenanschlag mindestens drei Personen getötet und drei verletzt. Ziel seien Menschen gewesen, die das Finale der Fußball-Champions-League schauten, sagte eine Polizeisprecherin der Zeitung "Punch". Einer der Toten sei der Attentäter selbst gewesen, so die Zeitung. Ein Augenzeuge sagte der Zeitung "Daily Trust", der Sprengsatz sei detoniert, kurz bevor der Attentäter die Menschen an einem öffentlichen Treffpunkt erreichte. Zu dem Zeitpunkt waren einige Minuten der zweiten Halbzeit gespielt. Versteckt war der Sprengsatz offenbar in einem Auto.

Im vergangenen Monat hatten im Nordosten Nigerias mutmaßliche Boko-Haram-Kämpfer Fußballfans attackiert, die gemeinsam das Champions-League-Viertelfinale schauten. Zwei Menschen wurden damals getötet.

Erst vor wenigen Tagen wurden bei Explosionen zweier Autobomben auf einem belebten Markt in Jos mehr als 100 Menschen getötet worden. Als Urheber wurde die Terrorgruppe Boko Haram vermutet. Jos liegt im Bundesstaat Plateau, an der Schnittstelle zwischen dem christlich geprägten Süden Nigerias und dem muslimischen Norden. In der Vergangenheit gab es dort immer wieder tödliche Auseinandersetzungen.

"Westliche Bildung ist Sünde"

Boko Haram, was übersetzt in etwa "Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, kämpft für die Einführung der Scharia im ganzen Land. Die USA hatten zuletzt erklärt, Nigeria bei der Suche nach den Schülerinnen helfen zu wollen. Von den rund 200 entführten Mädchen im Norden fehlt trotz der Unterstützung internationaler Experten und dem Einsatz von westlichen Aufklärungsflugzeugen noch jede Spur. Die Islamisten drohen, die Mädchen zu verkaufen, wenn die Regierung in Abuja gefangene Boko-Haram-Mitglieder und deren Angehörige nicht freilässt. Nach Einschätzung Frankreichs ist Boko Haram inzwischen eine Gefahr für ganz West- und Zentralafrika. Mehrere afrikanische Länder wollen bei ihrer Bekämpfung zusammenarbeiten. (APA, 25.5.2014)