"Brown" gehört zu den wichtigsten Figuren unter den Line-Stickern und dient vor allem dazu, Tätigkeiten darzustellen.

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Längst werden in Messengerapps nicht mehr einfach nur Textbotschaften ausgetauscht. Nutzer tauschen Fotos, Audio- und Videoinhalte miteinander aus. Schriftliche Kommunikation erleichtern sollen darüber hinaus Emoticons, die dabei helfen, Dinge so zu transportieren, wie sie gemeint sind. Zunehmend entdecken die Entwickler nun ein neues Hilfsmittel: Sticker.

Sie sind die größere und weiter entwickelte Version der Smileys. Viele Nutzer verwenden sie, um komplette Antworten zu ersetzen. Oftmals kommen sie dabei auch als Hilfsmittel recht, um kulturelle Konventionen zu wahren, berichtet die New York Times.

Sag's mit Bildern

In Japan etwa wird eine direkte Ablehnung einer Einladung auf ein abendliches Getränk üblicherweise als brüsk empfunden. Ein Comic-Bär, der vor einem Laptop sitzt, Dokumente auf seinem Tisch verteilt und es aus seinen Ohren rauchen lässt, signalisiert ohne viel Aufhebens um eine Erklärung, dass man noch mit Arbeit beschäftigt ist.

"Manchmal führe ich ganze Gespräche nur mit Stickern", erklärt Motoko Kondo, der bei einer Tokioter Designfirma arbeitet.

Wandel

Das Messaging-Business wächst rapide, besonders in Asien und Lateinamerika bewegen sich die Nutzer zunehmend Weg von klassischen SMS oder Plattformen wie Facebook und hin zu den Apps, die ihnen unterwegs schnellen, unkomplizierten Nachrichtenaustausch ermöglichen. In Europa und den USA geht dieser Wandel langsamer von statten.

Es wird derzeit viel damit experimentiert, Kommunikationsformen abseits des Eintippens von Text und Drückens des Sende-Buttons zu finden, erklärt dazu Benedict Evans von der Investorenfirma Andreessen Horowitz, die sich auf soziale Netzwerke und Messagingdienste spezialisiert.

Attraktive Ziele

Angesichts des wachsenden Marktes verwundern die Tätigkeiten etablierter Unternehmen in diesem Bereich nicht. Facebook hat sich im Februar WhatsApp für 19 Milliarden Dollar geschnappt. Der japanische E-Commerce-Riese Rakuten sicherte sich im gleichen Monat Viber für 900 Millionen Dollar. Yahoo ist seit Kurzem im Besitz von Blink.

Andere Betreiber, etwa Snapchat – wo man ein Angebot von Facebook in der Vergangenheit ausgeschlagen hat - und Line, sind derweil noch im Besitz ihrer Gründer, gelten aber als attraktive Übernahmeziele.

Lukrativ

Line ist der Lokalmatador unter japanischen Nutzern. Diese haben nach dem Launch im Jahr 2011 schnell ihre Zuneigung zu Brown, dem Bären und Cony, dem Hasen entdeckt, die viele Sticker zieren. Sie sind als Plüschfiguren, Comichelden und auch in Büchern in den Alltag eingezogen. Die Line-Nutzerschaft verschickt mittlerweile mehr als eine Milliarde Sticker täglich.

Für Line ist das mittlerweile auch ein lukrativer Geschäftszweig. Mit Mikrotransaktionen können die User Premiumpakete mit neuen Stickern kaufen oder sich Zugang zu Minispielen sichern. Andere Firmen können dafür bezahlen, eigene Charaktere im Sortiment unterzubringen, die User einsetzen können, sobald sie sich in der App mit dem jeweiligen Unternehmen verbinden. Daneben gibt es auch noch andere Line-Apps, darunter einen Wetterdienst und eine Kamera. Rund 590 Millionen Dollar hat Line in den vergangenen 12 Monaten verdient.

Andere Märkte, andere Sticker

Dabei, so erklärt das Unternehmen, recherchiert man sehr genau, welche neuen Sticker man einführt, um auf bestimmten Märkten erfolgreicher zu sein. Für islamisch geprägte Länder gibt es Sticker mit Brown und Cony, die sich ausschließlich mit dem Fastenmonat Ramadan befassen.

Rennen

WhatsApp, Line, KakaoTalk, WeChat und Co. rittern mittlerweile global um die Gunst der Kunden und verfügen bereits über großes Publikum. Line verweist auf 430 Millionen User, davon 90 Prozent außerhalb Japans. WhatsApp meldete im Februar 2014 465 Millionen aktive Nutzer. Bei WeChat waren nach eigenen Angaben Ende letzten Jahres 355 Millionen Konten registriert. (red, derStandard.at, 26.05.2014)