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EZB-Präsident Mario Draghi

Foto: Reuters/Francois Lenoir

Frankfurt - Europas Währungshüter ringen um eine ausgewogene Reaktion auf die Risiken von zu niedrigen Inflationsraten. "Wir werden uns nicht damit abfinden, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt", bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi am Montag bei einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra.

Zwar erwarte die Notenbank weiterhin, dass die Teuerungsraten sich mittelfristig wieder dem Stabilitätsziel der EZB von knapp unter 2,0 Prozent annähern werden. "Es ist dennoch unsere Verantwortung, die Risiken für dieses Szenario zu sehen und bereit zu sein zum Eingreifen, falls notwendig", betonte Draghi.

Die Inflation im Euroraum ist seit Monaten sehr niedrig. Im April lag die Jahresrate bei 0,7 Prozent. Es gebe durchaus das Risiko, dass sich die Erwartung sinkender Teuerungsraten durchsetze, erklärte Draghi. Verbraucher sowie Unternehmen könnten dann Investitionen aufschieben und die konjunkturelle Erholung bremsen.

Nächstes EZB-Treffen am 5. Juni

"In diesem Umfeld muss eine Antwort der Geldpolitik sorgfältig abgewogen und präzise ausgestaltet sein." Die EZB wolle weder zu stark auf Faktoren reagieren, die sich voraussichtlich selbst korrigieren werden, noch zu nachlässig mit Entwicklungen umgehen, die letztlich das Ziel der Preisstabilität untergraben könnten.

Draghi warnte: "Eine lang anhaltende Periode niedriger Inflationsraten könnte die Inflationserwartungen aus dem Gleichgewicht bringen." Die Erfahrung zeige, dass das sehr schnell passieren könne, "vor allem, wenn das Ziel der Geldpolitik nicht klar ist". Damit die Geldpolitik wirke, sei der richtige Zeitpunkt zum Handeln entscheidend.

Bei der letzten Sitzung des EZB-Rates am 8. Mai in Brüssel hatte Draghi die Erwartung geschürt, dass die Notenbank beim nächsten Treffen am 5. Juni ihre Geldpolitik nochmals lockern wird. Als wahrscheinlich gilt eine Kombination aus einer weiteren Senkung des Leitzinses und einem Strafzins für Bankeinlagen bei der EZB. (APA, 26.5.2014)