Helsinki - In Finnland haben die Behörden offenbar den bisher größten geplanten Massenmord in einer Bildungseinrichtung vereitelt. Am Montag begann der zunächst geheim gehaltene Prozess gegen einen Mann und eine Frau, die laut Anklage vorhatten, im Hauptgebäude der Universität Helsinki mindestens 50 Menschen mit Schusswaffen und Giftgas zu ermorden.

Die beiden Angeklagten im Alter zwischen 20 und 30 Jahren streiten die Vorwürfe ab. Es habe sich lediglich um "Fantasien" gehandelt, hieß es am Montag seitens der Verteidigung. Der Verdacht war aufgekommen, als die Angeklagten angeblich versuchten, ein 16-jähriges Mädchen, das offenbar selbst überlegt hatte, an ihrer Schule Amok zu laufen, zur Teilnahme an einem größeren Anschlag zu überreden. Freunde des Mädchens hätten sich an die Polizei gewandt.

E-Mail-Verkehr überwacht

Die Behörde überwachte daraufhin den E-Mail-Verkehr der Verdächtigen. Im Zuge der weiteren Ermittlungen seien bei den Beschuldigten Patronen, Gasmasken und Substanzen sichergestellt worden, die zur Herstellung von Giftgas geeignet seien, sagte der mit der Führung der Anklage betraute Staatsanwalt am ersten Verhandlungstag.

An die Öffentlichkeit gelangten am Montag Auszüge aus den sichergestellten E-Mails. Die beiden hatten demnach bereits im Jänner 2013 mit der Planung eines Anschlages begonnen und unter anderem über mögliche Ziele diskutiert. Dabei kamen ein Kino, das finnische Opernball-Pendent "Linnanjuhlat" und ein nicht identifiziertes TV-Großereignis zur Sprache.

Betreff "massacre"

Der Anschlag hätte offenbar im März dieses Jahres stattfinden sollen. Die Boulevardzeitung Ilta-Lehti veröffentlichte am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe den Wortlaut des E-Mail-Verkehrs des männlichen Angeklagten mit dem 16-jährigen Mädchen.

Dieser wurde unter dem Betreff "massacre" geführt. Der Angeklagte beschreibt darin bereits einen detaillierten Durchführungsplan für drei Personen. Dabei sollten unter anderem drei Glock-Pistolen zum Einsatz kommen. Aus dem Wortlaut geht auch hervor, dass die beiden Angeklagten nach dem Morden Selbstmord geplant hatten und sich der Nachwelt als "Kultfiguren" wie die Attentäter des Amoklaufs der "Columbine"-Schule in den USA präsentieren wollten.

Die angeklagte Frau hatte in ihren E-Mails an Bekannte wiederholt über die Gefühlskälte ihrer Umwelt geklagt. Vor Gericht sagte sie am Montag laut der finnischen Nachrichtenagentur STT, sie habe keine Freunde gefunden. Zur tatsächlichen Durchführung des Anschlags wäre sie jedoch nicht fähig gewesen. (APA, 27.5.2014)