Wien - Die Europawahl ist geschlagen, jetzt steht der Vergabe von drei neuen Glücksspiellizenzen nicht mehr viel im Wege. Zu den zwölf österreichweit wieder an die Casinos Austria vergebenen Berechtigungen kommen drei neue Standorte - zwei in Wien, einer in Niederösterreich - hinzu. Vor allem die Lizenzen in der Bundeshauptstadt sind nicht nur von wirtschaftlicher, sondern auch politischer Bedeutung, fällt hier doch die Vergabe mit dem geplanten Verbot des kleinen Glücksspiels zusammen.

Umso bedeutender wäre ein Zuschlag für den Branchenriesen Novomatic, der im Würstel- und Böhmischen Prater je eine Automatenhalle betreibt. Ohne Lizenz müsste der Konzern die beiden Spielstätten 2015 schließen. Mit einem Zuschlag für beantragte 1300 Automaten - 800 davon samt baulicher Ausdehnung im Prater - käme Novomatic ungeschoren davon. Davon profitierte auch Wien, weil der Bund finanzielle Einbußen der Länder im Wege des Finanzausgleichs nur dann kompensiert, wenn die Höchstzahl an Automaten ausgeschöpft wird. Entsprechend groß soll die Unterstützung der Wiener SPÖ für Novomatic im aktuellen Verfahren sein, ist aus dem Finanzministerium zu hören. Offiziell wird das nicht kommentiert. Es werde streng nach Gesetz vorgegangen, zudem entscheide ein unabhängiger Beirat, heißt es. Mitte Juni soll dann der Zuschlag erfolgen.

Dritte Konzession in NÖ

In der Branche gilt es als naheliegend, dass die Casinos Austria mit einer Lizenz bedacht wird. Sollte Novomatic in Wien tatsächlich das Rennen machen, bliebe noch die dritte Konzession in Niederösterreich. Hier ist die Casinos Austria mit einem Projekt in der Nähe der Schiffsstation in Krems ins Rennen gegangen. Das Unterfangen ist freilich weit kleiner dimensioniert als die Casag-Bewerbung in Wien, die je ein Kasino im Prater und im 15. Bezirk nahe der U-Bahn-Station Längenfeldgasse umfasst. In Niederösterreich tritt Casag gegen ein Automaten-Hotel-Projekt der Novomatic in Bruck an der Leitha an.

Zwei potenzielle Nobelstandorte hätten im Fall der Novomatic-Casag-Konstellation das Nachsehen. Das Schweizer Stadtcasino Baden will gemeinsam mit der Gauselmann-Gruppe ins Wiener Palais Schwarzenberg einziehen. Und der Investor Michael Tojner möchte die Kugel in seinem Hotel Intercont rollen lassen. (as, DER STANDARD, 28.5.2014)