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Das Hochwasser in Serbien soll bis dato 35 Todesopfer gefordert haben.
Belgrad/Sarajevo - Durch die katastrophalen Überschwemmungen in Serbien sind 51 Menschen ums Leben gekommen, vier weitere gelten noch als vermisst. Diese Zahlen nannte Ministerpräsident Aleksandar Vucic am Donnerstag im Parlament. Das schlimmste Hochwasser seit Beginn der Aufzeichnungen im Land beschäftigt nun auch die Justiz.
Weil sie über Social Media angeblich falsche Informationen über die Zahl der Hochwassertoten verbreitet haben, sind drei Personen festgenommen worden. Über die Beschuldigten wurde eine 30-tägige Untersuchungshaft verhängt. Ihnen drohen im Fall einer Verurteilung Haftstrafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.
Evakuierungen zu spät
Auch mit einer eventuellen Verantwortung der Behörden für das Ausmaß der Katastrophe, vor allem in den am schwersten betroffenen Städten wie Obrenovac und Krupanj, befasst sich die Staatsanwaltschaft. Die Ermittler wollen laut der Tageszeitung "Blic" zunächst den Bürgermeister von Obrenovac, Miroslav Cuckovic, einvernehmen. Bereits in den vergangenen Tagen war er beschuldigt worden, zu spät die Evakuierung der Stadt veranlasst zu haben. In Obrenovac starben mehr als ein Dutzend Menschen.
Im Raum Orasje, einer Kleinstadt im Katastrophengebiet Nordbosniens, haben unterdessen die Soldaten der Austrian Forces Desaster Relief Unit in Orasje ihren Hilfseinsatz begonnen. "Die Menschen hier holen sich immer mehr das Wasser aus dem dreckigen Savefluss oder aus den verschmutzen Leitungen", wurde Kontingentskommandant Franz Fraiss am Donnerstag in einer Aussendung des Verteidigungsministeriums zitiert.
Pegelstände gehen langsam zurück
Die Gärten seien geflutet, die Brunnen verschlammt und kontaminiert mit Fäkalien, die aus den Senkgruben geschwemmt wurden, berichtete das Bundesheer. Die Pegelstände der Save und Bosna gehen nur langsam zurück. Die Seuchengefahr ist hoch, die Trinkwasserreserven sinken rapide. Fraiss hat Kontakt mit den Bürgermeistern von dreizehn Ortschaften aufgenommen. Seine Experten sind unterwegs und beraten die Behörden bei der Organisation der Wasserverteilung und der Wiederherstellung der Wasserversorgung.
Gefahr geht vor allem von Minen aus, die durch das Hochwasser angeschwemmt worden sein könnten. Die Wasserversorgung soll am Freitag beginnen. Mit Tank-Lkw und Falttanks werden die Soldaten das Trinkwasser in die Ortschaften transportieren. Täglich können 240.000 Liter produziert und damit rund 50.000 Menschen versorgt werden.
Feuerwehreinsatz dauert an
Der Einsatz niederösterreichischer Feuerwehren in Bosnien dauert unverändert an. In Orasje laufen die Pumpen des NÖ Landesfeuerwehrverbandes rund um die Uhr, hieß es in einer Aussendung. Weil die Gefahr von Erkrankungen, Viren und Seuchen nicht zu unterschätzen sei, herrsche im Camp höchste Hygienestufe. In Orasje sei das Wasser durch Dammbruch, Aufeinandertreffen von Hochwasserwellen und massiven Ausuferungen in Bereiche vorgedrungen, "wo es vorher nie war", wurde in der Aussendung geschildert. "Würde man auf die Versickerung warten, würde dies wahrscheinlich Monate und Jahre dauern."
Peter Pozzobon, Sanitäter der Betriebsfeuerwehr Flughafen Schwechat, berichtete, dass die Feuerwehrmitglieder angehalten seien, "keinen Kontakt mit dem zu pumpenden Wasser zu haben", weil eine gesundheitsgefährdende Kontamination nicht ausgeschlossen werden könne. Schutzbekleidung und Desinfektionsmittel stünden in großen Mengen bereit.
Enorme finanzielle Schäden
Der Sachschaden durch die Überschwemmungen dürfte in Serbien und Bosnien bei drei Milliarden Euro liegen. Grobe Schadenbewertungen würden nach Meinung der EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) zeigen, dass der Schaden in Serbien zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro betragen, in Bosnien bei 1,3 Milliarden Euro liegen dürfte.
Besonders schwer getroffen wurde die Landwirtschaft, auf die in Serbien rund zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und in Bosnien etwa sechs Prozent entfallen, teilte die EBRD in einer Aussendung mit. In Serbien wurden auch die Stromwirtschaft und Kohle-Bergwerke sowie die Infrastruktur schwer getroffen.
Die Überschwemmungen würden sich in den zwei Staaten auf das kurzfristige wirtschaftliche Wachstum auswirken und die Prioritäten im Budget für 2014 abändern, bewertete die EBRD. Die Bank geht derzeit vom wirtschaftlichen Wachstum von 1,8 Prozent des BIP für Serbien und einem Prozent für Bosnien aus. Diese Prognosen dürften ihrer Meinung nach nach unten revidiert werden.
In Österreich wurden für die Aktion "Nachbar in Not" innerhalb einer Woche eine Million Euro gespendet. Das gab der ORF am Donnerstag in einer Aussendung bekannt. (APA, 29./30.5.2014)