Tunis/Wien - Nach längerem Hin und Her ist jetzt die Entscheidung gefallen: Österreichs größter Energiekonzern OMV wird in den nächsten Jahren bis zu 500 Millionen Euro in die Entwicklung eines Gasfeldes in Tunesien investieren. Wegen der Größe und Lage des Feldes in Nawara, rund 700 km südlich der Hauptstadt Tunis, habe die Projektentwicklung länger gedauert als normal, sagte ein OMV-Sprecher dem Standard.
Erstmals auf Gaskondensat gestoßen ist die OMV im Nawara-Feld vor rund acht Jahren. Wegen der turbulenten politischen Entwicklung - Stichwort Arabischer Frühling - gab es immer wieder Rückschläge und Verzögerungen. Tunesien sei zwar stabil, habe aber das Pech, geografisch zwischen Libyen und Algerien eingezwängt zu sein. Nichtsdestoweniger wage man jetzt das Investment.
Neben den 500 Millionen Euro der OMV wird der Joint-Venture-Partner Etap, die staatliche tunesische Ölgesellschaft, einen vergleichbar hohen Betrag zur Entwicklung des Feldes ausgeben. Erstes Gas soll 2016 fließen, wobei die OMV von täglich bis zu 10.000 Barrel (je 159 Liter) Öläquivalent ausgeht. Etwa dieselbe Menge Öl und Gas produziert die OMV jetzt schon in Tunesien. Zum Vergleich: Im Vorjahr hat die OMV weltweit gut 300.000 Fass pro Tag aus dem Boden geholt, davon allein 35.000 Fass am Tag in Niederösterreich.
Das Nawara-Projekt sei immens wichtig für den nordafrikanischen Staat, weil damit die Erschließung der im Süden Tunesiens gelegenen Gasvorkommen erst ermöglicht werde. Neben Produktionsanlagen im eigentlichen Bohrgebiet ist auch der Bau einer Pipeline nach Gabès am Mittelmeer und einer Gasaufbereitungsanlage ebendort in den Kosten inkludiert. Die Infrastruktur ist Voraussetzung, um den tunesischen Inlandsmarkt mit Gas versorgen zu können. In Gabès soll u. a. Autogas (LPG) hergestellt werden.
2011 hat die OMV dem US-Konkurrenten Pioneer Natural Resources für gut 600 Mio. Euro diverse Öl- und Gasfelder in Tunesien abgekauft. Derzeit verfügt die OMV in Tunesien über fünf Explorationsgenehmigungen und neun Produktionslizenzen, sowohl offshore (Binnenland) als auch onshore (vor der Küste). (stro, DER STANDARD, 31.5.2014)