Neu-Delhi - Die Vergewaltigung und Ermordung zweier Mädchen im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh erschüttert Indien. Die nach unterschiedlichen Angaben zwischen 13 und 15 Jahre alten Cousinen waren am Dienstag vermisst gemeldet worden, am Mittwoch wurden sie an einem Mangobaum erhängt aufgefunden. Schwere Vorwürfe erhoben die Angehörigen gegen die Polizei, weil diese laut Medienberichten die Vermisstenanzeige nicht ernst nahm. Die Mutter eines Opfers ist aus Rache offenbar schwer verletzt worden.

Die Mädchen aus dem Dorf Katra im Distrikt Badaun waren Dienstagabend aufs Feld gegangen, vermutlich um ihre Notdurft zu verrichten, waren aber nicht mehr in ihre Behausung zurückgekehrt. Am nächsten Tag fanden Dorfbewohner die Jugendlichen erhängt an dem Baum. "Der Vater eines Mädchens sagte, dass sie von fünf Männern vergewaltigt und dann von den Tätern gehängt wurden", sagte ein Polizeisprecher. Eine Untersuchung der Toten habe bestätigt, dass die beiden missbraucht und stranguliert worden waren, ehe sie gehängt wurden, sagte ein Ermittler.

Vermisstenanzeige ignoriert

Der Leichenfund hatte im Dorf Proteste gegen die Polizei ausgelöst. Die Bewohner warfen ihr vor, nicht auf die Vermisstenanzeige reagiert und die Suche verzögert zu haben. Sie blockierten eine Straße und forderten Konsequenzen für die verantwortlichen Beamten. Die toten Mädchen gehörten den der Gruppe der Dalits an ("Unberührbare"), der ehemals untersten Kaste in Indien.

Der Vater eines der Mädchen war laut Medienberichten zur Polizei gegangen, um die Vermisstenmeldung aufzugeben. Als er dort angeben musste, welcher Kaste er angehörte, hätten die Beamten ihn weggescheucht und sich geweigert, die Mädchen zu suchen. Stattdessen habe die Polizei einem Beschuldigten geholfen, weil er derselben Kaste angehört.

Mutter angegriffen und verletzt

Die Mutter eines Opfers sei in der Folge vom Vater eines mutmaßlichen Täters angegriffen worden und habe mehrere Knochenbrüche erlitten, teilten Polizei und Krankenhausmitarbeiter am Freitag mit. Die Familie des Opfers hatte sich zuvor geweigert, die Vorwürfe gegen die mutmaßlichen Vergewaltiger fallenzulassen. Der Angreifer wurde festgenommen.

Nach Berichten des Senders NDTV wurde die Mutter von fünf Männern in einem Feld in der Nähe des Hauses der Familie angegriffen. Die Angreifer hätten bereits zuvor Druck auf die Familie ausgeübt, ihre Vorwürfe in dem Vergewaltigungsfall zurückzuziehen.

Der Fall ist einer in einer Reihe brutaler Vergewaltigungen in Indien, die in den vergangenen Monaten publik geworden sind. Der Ruf nach härteren Strafen wurde im Vorjahr erhört, nachdem eine 23-jährige Studentin in Neu-Delhi nach einer Gruppenvergewaltigung in einem Bus gestorben war. (APA/red, derStandard.at, 30.5.2014)