Auf dem Weg zur Seebergspitze haben Wanderer einen beeindruckenden Tiefblick zum Achensee.

Foto: Achensee Tourismus

Anreise: nach Achensee mit dem Postbus – Station Fischerwirt

Route: Achensee (931 m) – Seebergwald (oder via Ortsteil Hinterwinkel über die Koglalm) – Seekaralm – Seekarspitze (2053 m) – Seebergspitze (2085 m) – Pasillsattel – Pasillalm – Seekaralm – Koglalm – Achensee

Schwierigkeiten: Ausgesetzte Stellen zwischen Seebergspitze und Pasillsattel

Einkehr: Seekaralm, von Anfang Juni bis Anfang Oktober, www.hackeihof.at

Karte: freytag & bernd, WK 323 Karwendel

Grafik: DER STANDARD

Schon in Achensee ist eine Entscheidung zu fällen: Legen wir es bequem an auf der Forststraße und dem Koglalmsteig, oder wählen wir den steilen Pfad direkt durch den Seebergwald? Beide Wege führen zur Seekaralm am Fuß unserer Gipfelziele.

Wer sich für den direkten Weg entscheidet, bezahlt die Wahl mit viel Schweiß, zumal er sich fast direttissimo aufschwingt. Nach 300 Höhenmetern lässt die Steigung nach, und das Gipfelkreuz der Seekarspitze rückt ins Blickfeld. Wer es bequemer, aber länger haben will, steigt vom Achenseer Ortsteil Hinterwinkel auf einem Fahrweg, dann am Koglsteig zur Koglalm hinauf und von dort weiter zur Seekaralm – einer Tiroler Hochalm wie aus dem Bilderbuch.

Auf der einen Seite ummauert die Seekarspitze die Grenzen der Alm, auf der anderen öffnet sich das weite Achental; mitten auf den weitläufigen Wiesen steht die Jausenstation, eine karge Holzhütte mit ein paar ergrauten Holzbänken und Tischen, zwischen denen Kälber herumstehen.

Der Wirt, auch ein Tiroler Urgestein, repariert gerade die Fassade, als wir ankommen. Rasch legt Hans-Peter Pöll den Hammer weg und serviert eine deftige Brettljause, Speck und Eier stammen aus eigener Produktion. „Seit über 200 Jahren gibt es die Alm, und unser Hof im Tal ist über 250 Jahre alt“, erzählt er. „Jeden Tag in der schneefreien Zeit kommen wir in der Früh herauf, um auf die Rinder zu schauen, und abends gehen wieder runter zum Hof.“

Augen auf und Böcke sehen

Befragt nach dem Geschäftsgang, sagt er nur: „Die meisten Leut fahren lieber mit der Seilbahn zu einer Massenausschank, als ein paar Meter zu Fuß zu gehen.“ Als wir aufbrechen, rät er uns freundlich: „Machts die Augen auf, dann sehts Steinböck!“

Noch lange ist sein Hämmern zu hören, nachdem wir wieder aufgebrochen sind. Der Weg führt südwärts zuerst durch einen Wald, dann durch Latschen, weiter oben wird’s steiler, der Pfad gerölliger. Das letzte Stück führt durch Felsengelände mit guten Tritten. Auf einem Hang gegenüber sehen wir bald die ersten Steinböcke. Friedlich äsen sie, nehmen uns nicht wahr. Für sie gehören wir wohl genauso zum Inventar der Berge wie der Almwirt.

Weniger still finden wir dann den höchsten Punkt der Seekarspitze vor, kein Wunder, der Blick ist famos: Unter uns liegt wie ein smaragdgrüner Fjord der Achensee, gegenüber das Unnütz-Gebirge, um uns herum das Karwendel- und Rofan-Gebirge.

Immer mit Seeblick

Auf einem schmalen Grat wandern wir – immer mit Blick auf den Achensee – weiter in Richtung Süden und gelangen zu einem Sattel (1928 m). Hier könnten wir, wollten wir uns den beschwerlichen Aufstieg zur Seebergspitze ersparen, nach rechts zur Pasillalm absteigen. Wir wollen aber weiter und steigen über steile Felsen zum zweiten Gipfel des Tages, zur Seebergspitze auf.

Der folgende Gratweg ist nicht einfach: Steil, wurzelig und stellenweise ausgesetzt schlängelt er sich über Felsen hinab. Vor allem bei Regen heißt es hier aufpassen. Am Pasillsattel zweigen wir nach Norden in Richtung Achensee ab. Auf dem nun harmlosen, von Latschen bestandenen Weg kommen wir zu den Weiden der Pasillalm.

Von dort führt eine Forststraße zurück zur Seekaralm, wo wir den Wirt grüßen, gleich noch einmal bei ihm haltmachen auf ein Abschiedsschnapserl und dann über den Köglalmsteig zum Ausgangspunkt zurückkehren. (Thomas Rambauske, DER STANDARD, Album 31.05.2014)