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Maria Fekter.

Foto: APA/Hochmuth

Unter den vielen schlechten Nachrichten der letzten Tage wurden Meldungen wie Schönbrunn: Neue Eisbärin frisst Pfau! oder Keine Gnade für Kirchen-Rebellin zweifellos als besonders bedrückend empfunden. In beiden Fällen konnten die Vollstrecker aber gar nicht anders, Naturrecht und Kirchenrecht diktierten ein Vorgehen, gegen das kein Kraut gewachsen ist. Dass Eisbärinnen keinen Spaß kennen, wenn sich ihnen ein Pfau anbietet, wird der Gebildete verstehen. Schon schwerer: Wenn es um "Amtsanmaßung" geht, kennt die katholische Kirche keinen Spaß. So warnte "Österreich" seine Leser, besonders aber seine Leserinnen, auf den Spuren einer Tirolerin zu wandeln, die die Spaßbereitschaft der katholischen Kirche offenbar überschätzt und Eucharistiefeiern in Schwarzarbeit abgehalten hat.

Dem Kardinal geht es dabei wie der Eisbärin, er kann nicht anders und findet den Rauswurf der Rebellin richtig, denn neuer Papst hin, neuer Papst her: "Wenn jemand in einem so zentralen Punkt wie der Eucharistie einen Sonderweg geht, ist das ein schwerwiegender Schritt hinaus aus der Gemeinschaft der Kirche." Aber nicht jeder in dieser Gemeinschaft erlaubt dem Eisbärinnenreflex, sich frei zu entfalten. Natürlich ist das ein Rückschlag, fand Helmut Schüller. Ich finde, es ist heutzutage nicht mehr notwendig, dass die Kirche mit solcher Schärfe gegen Gläubige auffährt. Wir als Pfarrerinitiative bemühen uns ja, unsere Forderungen - wie den Wegfall des Zölibats, verheiratete Männer und Frauen als Priester - in der Weltkirche durchzusetzen. Wenn es ihnen nur nicht ergeht wie dem Pfau!

Es gab aber auch die eine oder andere gute Nachricht, und noch dazu auf einem Gebiet, wo es der gelernte Österreicher gar nicht erwartet hätte: Hypo-Bank. So im "Kurier", wo sich Ex-Finanzministerin Fekter dagegen wehrt, ihre Untätigkeit habe die Steuerzahler Milliarden gekostet: "Habe keinen Schaden angerichtet".

Die Beteuerung, sie oder er habe keinen Schaden angerichtet, als das höchste Selbstlob zu betrachten, das sich ein Amtsträger dieser Republik ausstellen kann, ist den Staatsbürger- und -innen längst in Fleisch und Blut übergegangen. Ja, bei den Schäden, die hiesige Finanzminister in diesem Jahrhundert schon angerichtet haben, wäre es unhöflich, die Schwärmerei Maria Fekters in eigener Sache nicht als das zu nehmen, was sie eben ist.

Sie hätte sich schon längst freigesprochen, aber dann doch geschwiegen, aus Loyalität und Staatsräson, weil wir ja noch einen Vergleich mit den Bayern brauchen. Für mich war das zwar schmerzhaft, aber notwendig, um nicht Öl ins Feuer zu gießen. Da trägt sie lieber die Eule nach Athen, keinen Schaden angerichtet zu haben. Und ab sofort Schluss mit allem, was schmerzhaft ist, pfeif auf die Staatsräson, Öl ins Feuer, denn am Vergleich mit den Bayern sollte ihr Coming-out im "Kurier" nicht länger scheitern.

Dazu bedurfte es eines Anstoßes von außen. Weil mich im Wahlkampf sehr viele Menschen angesprochen haben, auch ÖVP-Funktionäre, warum ich mich nicht verteidige. Ich habe ihnen meine Sicht der Dinge erklärt, und dann kam immer wieder die Frage: Warum steht das nicht in der Zeitung?

Sonntag stand es also im "Kurier", aber dass das auf Kosten der Loyalität und Staatsräson ins Feuer gegossene Öl des Eigenlobes ein die Sache wirklich erhellendes Flackern hervorgerufen hätte, war nicht festzustellen. Das Gefühl der Steuerzahler, von Maria Fekter ärarisch bestens betreut worden sein, sollte im abschließenden Satz Verankerung finden: Ich habe durch die professionelle Gegenüberstellung aller Modelle Beweise dafür, dass ich keinen Schaden angerichtet habe. Dass sie sich dennoch gegen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss sperrt, liegt nur an der derzeitigen Geschäftsordnung, die als inquisitorisches Tribunal geändert werden muss. Jeder Kriminelle hat vor Gericht mehr Rechte als jene Personen, die als vorverurteilte Beschuldigte in den Ausschuss geladen werden. Da ist es ein Zeichen von Voraussicht, sich medial selber freizusprechen.

Nicht zuletzt vom Vorwurf der Untätigkeit in Sachen Bad Bank. Ich wollte keine Bad Bank aus der Hüfte schließen (sic), weil es eben auch Alternativen gab. Möglicherweise ist die Stelle im "Kurier" falsch wiedergegeben, aber sicher kann man bei Maria Fekter nicht sein. Und einmal ehrlich, nicht nur die Bankenwelt hätte gar zu gern zugeschaut, wie sie eine Bad Bank aus der Hüfte schießt. (Günter Traxler, DER STANDARD, 31.5./1.6.2014)