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Wie einst Mohamed Merah, trug auch der Attentäter im Brüsseler jüdischen Museum eine Mütze und filmte mit einer GoPro-Kamera.

Foto: APA/EPA

Der 29-jährige Verdächtige wurde am Freitag in Marseille bei einer Polizeikontrolle verhaftet. In seinem Gepäck fand sich eine Kalaschnikow. Mit einer solchen Waffe war am Sonntag zuvor ein Anschlag auf das jüdische Museum von Brüssel verübt worden; dabei starben vier Menschen.

Auf der Videoaufzeichnung des Museums trug der Täter zudem eine Mütze und eine kleine GoPro-Kamera - Utensilien, die ebenfalls bei dem Verhafteten gefunden wurden. Sein Name wird mit Mehdi N. angegeben; aus Roubaix (Nordfrankreich) stammend und derzeit obdachlos, hatte er schon Haftstrafen wegen Überfalls und anderer Delikte verbüßt. 2013 soll er als Dschihadist am syrischen Bürgerkrieg teilgenommen haben; deshalb war er auch bei der Anti-Terror-Polizei registriert.

Wie erste Erkenntnisse ergeben haben, war N. mit dem Autocar in Amsterdam gestartet; nach einem Halt in Brüssel fuhr er nach Marseille weiter, wo er sich gemäß unbestätigter Quellen nach Algerien absetzen wollte.

Pariser Kommentatoren stellen einen Bezug zu dem sogenannten "Banlieue-Terroristen" Mohamed Merah fest: Dieser hatte 2012 in Toulouse drei jüdische Schulkinder, ihren Lehrer sowie drei maghrebstämmige Soldaten kaltblütig ermordet, bevor er in einer Vorstadtwohnung gestellt wurde und im Kugelhagel der Polizei starb. Auch Merah filmte seine Taten; vor seiner Mordserie hatte er sich in Islamistenlagern in Afghanistan und Pakistan aufgehalten.

Wie der am Sonntag Verhaftete N. sind über 500 Franzosen in den Krieg in Syrien gereist - und bis zu 150 zurückgekehrt. Die meisten leben in Vorstadtsiedlungen und werden polizeilich überwacht. Im April hatte die französische Regierung einen Anti-Dschihad-Aktionsplan verabschiedet. Dazu gehören Internetkontrollen und ein Informationsprogramm für betroffene Eltern.

Allerdings hatte auch Merah in den Anti-Terror-Karteien figuriert, ohne dass dies seine Tat verhindert hätte. Bei der Polizei galt er als "einsamer Wolf" - was sich in der Zwischenzeit als Irrtum herausgestellt hat. Vor wenigen Tagen wurde bestätigte, dass Merahs Schwester Souad mit ihren vier Kindern via Istanbul an die Grenze zu Syrien gereist sei, wo sich ihre Spur verloren habe.  (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 2.6.2014)