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Die Deutsche Bahn steht massiv in der Kritik

Foto: reuters/pfaffenbach

Berlin - Die Deutsche Bahn sieht sich wegen der Ausbeutung von politischen Gefangenen in der DDR mit Entschädigungsforderungen konfrontiert. "Die Deutsche Bahn AG darf sich nicht wegducken", sagte der Vorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Rainer Wagner, der "Berliner Zeitung".

Das Unternehmen stehe als Rechtsnachfolger der DDR-Reichsbahn in der Verantwortung. Diese habe von der Zwangsarbeit in der DDR am stärksten profitiert.

1200 bis 1500 Gefangene leisteten jährlich Zwangsarbeit

Der Vorsitzende des Rates der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Markus Meckel, widersprach der Forderung. "Das ist kein zusätzliches und besonderes Unrecht", sagte er dem Blatt. Das Unrecht sei auch nicht "spezifisch" gewesen, es habe nicht nur politische Häftlinge, sondern Häftlinge insgesamt betroffen. Nach einer Studie im Auftrag der UOKG, über die das ARD-Fernsehen berichtete, leisteten von 1951 bis 1989 jährlich etwa 1.200 bis 1.500 Gefangene Zwangsarbeit bei der Reichsbahn.

Laut "Bild"-Zeitung enthüllt die Studie, dass politische Häftlinge in der DDR auch im Braunkohle-Tagebau eingesetzt wurden. Politische Häftlinge und Strafgefangene hätten im Braunkohletagebau in der Lausitz und in Bitterfeld "unter unmenschlichen Bedingungen" arbeiten müssen, berichtete der Leiter des Forschungsprojekts, Christian Sachse, dem Blatt. Sachse forderte eine Entschädigung vom Energieversorger Vattenfall, der heute allein in der Lausitz fünf Tagebaue betreibt. Er sehe Vattenfall in der moralischen Verantwortung. Der Konzern äußerte sich zunächst nicht zu den Forderungen.

Einsatz unter Tage

Der neuen Studie zufolge ließ die DDR Gefangene sogar unter Tage zwangsweise arbeiten. "Wir haben herausgefunden, dass im Steinkohlebau in Zwickau in den 50er Jahren Häftlinge eingesetzt wurden, obwohl dies gegen internationale Konventionen verstieß", sagte Sachse der "Bild". Die Zahl der Arbeitsunfälle war laut dem Blatt bei Gefangenen dreimal so hoch wie unter den üblichen Arbeitsbedingungen in der DDR.

"Geringfügige "Arbeitsbelohnungen", schwerste Bestrafungen bei Verweigerung der Arbeit, eine hohe Unfallquote und schlechte Ernährung dienten nur einem Ziel: ein Maximum an Profit aus den Strafgefangenen herauszuholen", heißt es in einer Mitteilung der UOKG. "Inhaftierte waren im Braunkohle-Tagebau in der Lausitz und in Bitterfeld eingesetzt. Politische Häftlinge und Strafgefangene mussten dort zwangsweise unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten", sagte der Politikwissenschaftler Christian Sachse, der die Studie erstellte, der "Bild"-Zeitung. (APA. 1.6.2014)