Seval Özçelik in ihrem Istanbuler Lieblingscafé in Pendik, direkt am Meer.

Foto: Hochstöger

Wien/Hohenems - Ihre Großeltern oder Eltern kamen als Gastarbeiter aus der Türkei nach Österreich - sie selbst gehen den umgekehrten Weg: Mit der Kamera zeichnet der Wiener Fotograf Hans Hochstöger Migrationswege junger türkischstämmiger Österreicher und ihrer Vorfahren nach. Als Reporter an seiner Seite: Fatih Özçelik, Mitbegründer des Vielfaltenarchivs, der Vorarlberger Dokumentationsstelle zur Migrationsgeschichte, die auch Foto- und Familiendokumente archiviert.

Der Wiener und der Vorarlberger lernten einander vor zwei Jahren in Istanbul kennen. Die türkische Großstadt wurde für Hochstöger zur zweiten Heimat. "Mir ist dann aufgefallen, dass viele junge Türken, die in Österreich aufgewachsen sind, nach Istanbul gehen", erzählt er.

Unterschiedliche Antworten

Was bewegt junge Menschen, deren Eltern einst nach Österreich kamen, in die alte Heimat zu gehen? Dieser Frage gehen Hochstöger und Özçelik mit dem Projekt Generationenpfade nach. Die Antworten sind unterschiedlich. Die einen leben nun in der Türkei, weil sie dank ihrer Zweisprachigkeit Führungsjobs haben, die anderen bauen Betriebe auf, manche gingen, weil sie sich in Österreich nicht mehr wohlfühlten.

Fotoporträts, Videointerviews und Fotorepros aus dem Familienalbum zeichnen die Geschichte von zehn Familien nach. Fotografiert hat Hochstöger die Familienmitglieder an dem Platz, an dem sie sich in der neuen Heimat erstmals zu Hause fühlten. So sitzt Tochter Seval Özçelik in ihrem Lieblingscafé in Istanbul, ihr Vater Mehmet steht vor einem Brunnen in Dornbirn, wo er sich in den 1970er-Jahren mit Freunden getroffen hatte. Die Geschichten über das Weggehen und Ankommen sollen ab Herbst in Ausstellungen in Wien und Vorarlberg gezeigt werden. (jub, DER STANDARD, 2.6.2014)