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In einer Fabrik in Tianchang wird Fuleco, das Maskottchen, quasi offiziell vervielfältigt. Aber auch die meisten Fälschungen des Stoffgürteltiers kommen aus China.

Foto: EPA/Shen Xian

Der WM-Pokal ist in Brasilien angekommen - und zwar gleich tausendfach. Zusammen mit mehr als 200.000 gefälschten Fußbällen, nachgemachten WM-Shirts und -Basecaps. Bereits mehr als zwei Tonnen gefälschter WM-Fanartikel haben die brasilianischen Behörden sichergestellt und vernichtet. Die meisten Waren wurden durch den Zoll im Hafen von Santos auf chinesischen Schiffen beschlagnahmt. Aber auch der Landweg über Paraguay ist eine beliebte Schmuggelroute. Kurz vor Beginn der Endrunde wird Brasilien von einer Welle der Markenpiraterie überschwemmt.

Aber auch im Land selbst werden fleißig Fanartikel gefälscht, wie João Moreno Passetti bestätigt, der die Abteilung gegen Markenpiraterie in São Paulo leitet. Besonders beliebt ist das offizielle Maskottchen Fuleco, ein lustiges Gürteltier im Fußballdress.

Häscher der Fifa

"Die Fälschungen sind inzwischen so gut, dass sie kaum vom Original zu unterscheiden sind", sagt Passetti. Gemeinsam mit dem Weltverband Fifa gehen der Zoll, die Polizei und Vertreter des Justizministeriums auf Fälscherjagd. Vor allem im verwinkelten Stadtzentrum von São Paulo mit seinen vielen kleinen Läden und fliegenden Händlern wird das Team von Passetti fündig. Wer gefälschte Ware verkauft, dem droht ein Bußgeldverfahren oder eine Haftstrafe bis zu einem Jahr. "Die Regeln der Fifa sind eindeutig, und wir sorgen dafür, dass sie befolgt werden", fügt der Jurist hinzu. Mehr als 450 Verfahren hat die Fifa nach eigenen Angaben seit 2010 schon eröffnet.

Derzeit verfügt die Fifa über 1116 eingetragene Markennamen. Die Liste reicht von Logos, Emblemen und Symbolen bis hin zu Schriftzügen wie "Copa do Mundo" oder "Brasil 2014". Geschützt sind auch die Namen der zwölf Austragungsorte, gefolgt von der Jahreszahl 2014. Unternehmen, die ein T-Shirt mit der Aufschrift "Brasil 2014" oder einen Ball mit dem WM-Emblem herausgeben wollen, brauchen dafür eine teure Genehmigung.

Seleção ist frei

Doch die Brasilianer gelten als erfinderisch, wenn es darum geht, die strengen Fifa-Regeln zu umgehen. Vor allem die Nationalfarben Gelb und Grün sind ein Ersatz. Egal ob als Verpackung für Schokolade, Kosmetik oder auf Bierdosen, ob als Schaufensterdekoration oder für Modekollektionen - ganz Brasilien schwimmt derzeit in einem gelb-grünen Meer. "Das ist absolut legal", bestätigt Passetti. "Nur die geschützten Schriftzüge dürfen nicht benutzt werden." Das Wort Seleção, der Name der brasilianischen Nationalelf, ist nach einem Protest der Brasilianer doch nicht als offizielle Fifa-Marke eingetragen worden. Kein Wunder also, dass er sich derzeit in allen denkbaren Varianten auf Produkten wiederfindet.

Besonders viel Fußball-Enthusiasmus hat ein bekannter brasilianischer Unterwäschehersteller bewiesen. Barcelonas Starstürmer Neymar Júnior posiert für die Firma in einer "Glücksunterhose", natürlich in knalligem Gelb und Grün. Wer die Unterhose trägt, bringe der Seleção Glück, argumentiert die Firma in einem munteren Werbefilmchen.

Allerdings ist die Strategie der Unternehmen, die keine offiziellen WM-Sponsoren sind, nicht ganz risikolos. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass eine Marke offiziell mit der WM oder ihren Sponsoren verbunden ist", erläutert der auf Sportrecht spezialisierte Anwalt Leonardo Andreotti. Das geschehe aber beispielsweise, wenn ein WM-Spieler Werbeträger sei. Dennoch sei die Linie zwischen legal und illegal nicht immer ganz einfach zu ziehen.

WM-Wein

Zu den offiziellen Fifa-Partnern gehören beispielsweise Weltfirmen wie Adidas, Coca-Cola oder Sony. Aber auch kleinere Unternehmen wollen in Brasilien ein Stück vom Kuchen haben. So brachte das Weingut Lidio Carraro in Rio Grande do Sul einen eigenen WM-Wein heraus und ließ sich die Marke bei der Fifa patentieren. "Damit soll der historische Moment zelebriert werden, wenn Brasilien Weltmeister wird", sagt die Önologin Monica Rossetti, die den Wein kreiert hat.

Die Mischung verschiedener Trauben solle dabei die typische brasilianische Lebensfreude symbolisieren. "So haben wir zum Beispiel beim Rotwein eine Variation aus elf Trauben verwendet, die für elf Spieler auf dem Fußballfeld stehen", sagt Rossetti, die hofft, Brasilien als Weinhersteller bekannter zu machen. Einen prominenten Fan hat der Wein schon. Präsidentin Dilma Rousseff lobte die originelle Idee. (Susann Kreutzmann aus São Paulo, DER STANDARD, 2.6.2014)