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Die Überraschung war groß, als Joseph Blatter am 2. Dezember 2010 das Kärtchen mit der Aufschrift "Katar" in die Kameras hielt. Das 1,7-Millionen-Einwohner-Scheichtum war auserwählt worden, die Fußball-WM 2022 auszurichten. Kritik daran gab es von Anfang an. Wegen des Klimas (mehr als 40 Grad im Sommer) einerseits, aber vor allem wegen mutmaßlicher Korruption vor der Vergabe der Endrunde.

Dass Mohamed bin Hammam seine Finger im Spiel gehabt haben könnte, wurde gemunkelt, vonseiten der katarischen Organisatoren aber stets zurückgewiesen. Die Sunday Times berichten nun von geheimen Dokumenten, die belegen sollen, dass der einstige hochrangige Fifa-Funktionär fünf Millionen Dollar gezahlt haben hat, um sich von Offiziellen die Unterstützung für Katar zu sichern.

Schon suspendiert

Bin Hammam (65) kann dafür nicht mehr suspendiert werden. Er ist es schon. Der Grund: Bestechung. Mit 40.000 Dollar pro Person habe er sich die Stimmen karibischer Funktionäre für seinen Versuch erkaufen wollen, 2011 Fifa-Präsident zu werden. Drei Tage vor der Wahl zog er seine Kandidatur gegen Amtsinhaber Blatter wegen Ermittlungen der Fifa-Ethikkommission zurück, ehe er vorläufig suspendiert wurde. Wegen mangelnder Beweise wurde die Sperre im Juli 2012 zwar aufgehoben, gegen einen erneuten Bann kam bin Hammam aber nicht mehr an. Am 17. Dezember 2012 trat er von all seinen Ämtern zurück. Er wolle nie mehr im organisierten Fußball tätig sein, ließ er wissen.

Als 23-Jähriger übernahm bin Hammam 1972 das Präsidentenamt beim katarischen Fußballklub Al-Rayyan SC. Er hatte es bis 1987 inne. Ab 1992 war er Präsident des nationalen Verbands. In seiner Amtszeit fiel er durch die binnen sechs Wochen geschaffte Organisation der Junioren-WM 1995 in Katar auf. Von 1996 bis 2011 war er Mitglied der Fifa-Exekutive, von 2002 bis 2011 Präsident des asiatischen Verbands.

Vom Blatter-Unterstützer zum Blatter-Konkurrenten

Lange Zeit galt er als Blatter-Unterstützer, ehe die beiden zu Konkurrenten wurden. Bin Hammam, ein enger Vertrauter des ehemaligen katarischen Emirs Hamad bin Chalifa Al Thani, hat drei Ehefrauen, elf Kinder und ein Problem. Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer. Eine Stellungsnahme zu den jüngsten Anschuldigungen blieb er vorerst schuldig. Katar droht deswegen sogar die WM zu verlieren.

Und bin Hammam? Um seinen Ruf stand es ohnehin nicht mehr zum Besten. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 2.6.2014)