Vergangene Woche wurde wieder einmal offenbar, wozu ein Popo alles gut sein kann. Die Nachwehen der EU-Wahl waren schließlich auch in Großbritannien zu spüren - der Boulevard aber hatte fix einen Aufreger parat, um von echten Problemen (wie dem Sieg der ausländerfeindlichen UKIP) abzulenken und sich stattdessen am ewigen Lieblingsfeind zu reiben - an den Deutschen.

Den Anlass gab diesmal Bild. Das Massenblatt hatte sich erdreistet, ein Foto der Herzogin von Cambridge ("Kate") zu veröffentlichen, auf dem ein Windstoß ihr Kleid so lüpft, dass eine royale Pobacke sichtbar wird.

Die "Daily Mail" konnte derlei dickdeutsche Respektlosigkeit gegenüber dem Königshaus nicht unentrüstet lassen, wenngleich der Spekulation über eine höschenfreie Herzogin auch im eigenen Blatt breiter Raum eingeräumt wurde - allerdings mit verpixelter Kehrseite.

Sonst aber gibt sich das Boulevardblatt gar nicht so keusch, sondern bietet täglich Nachschub an Paparazzibildern. Mit besonderem Gusto werden Garderoben-Hoppalas und Promi-Problemzonen vergrößert: So lässt sich die Frau als solche mit verzwickter Häme als Objekt darstellen, deren Wert sich im Wesentlichen über den Umfang der Brust oder die Straffheit des Bauches definiert.

Wenn jedoch die Mutter des zukünftigen Thronfolgers derart abgebildet wird, dann gelten, wie es sich für echte Chauvinisten gehört, plötzlich ganz andere Regeln. (corti, DER STANDARD, 2.6.2014)