Jeder vierte Österreicher ist zumindest einmal im Leben von Nesselsucht betroffen.

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Etwas mehr als die Hälfte der Österreicher, so eine repräsentative Online-Befragung, kennt den Begriff Urtikaria ("Nesselsucht") nicht. Dabei erlebt etwa ein Viertel der Menschen einmal im Leben eine solche Periode mit heftigen Hautausschlägen und quälendem Juckreiz, hieß es bei einer Pressekonferenz von Novartis.

Lange Ausbrüche 

Im Rahmen der akut, chronisch oder durch physikalische Reize ausgelösten Erkrankung kommt es zunächst zum Entstehen der Quaddeln, geröteter und sehr stark juckender Hautareale. Das kann mit "Ausbrüchen" auch länger als sechs Wochen dauern. Bis zu zwei Drittel der Patienten leiden auch an schmerzhaften Schwellen tieferer Hautschichten. Das sind die sogenannten Angioödeme, die oft Augenlider und Lippen betreffen.

Bei der Krankheit besteht ein Zusammenhang mit dem Immunsystem, die genauen Ursachen sind aber noch unklar. Meist treten diese "Nesselsucht"-Episoden immer wieder im Zeitraum zwischen ein und fünf Jahren auf. Zehn Prozent der Patienten sind noch länger belastet. "Die Urtikaria beeinflusst wirklich jeden Bereich des Lebens. In den letzten Jahren habe ich eine Unmenge an unterschiedlichen Untersuchungen, Diagnose- und Therapieversuchen mitgemacht, mit mäßigem Erfolg, aber vielen Nebenwirkungen", erzählt ein Patient.

Gute Behandlungsmöglichkeiten 

Obwohl selbst keine allergische Erkrankung, kann die Urtikaria mit bei Allergien eingesetzten Medikamenten gut, aber längst nicht perfekt behandelt werden. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen lassen sich Zeichen für eine Autoimmunreaktion nachweisen. Hoch dosierte Antihistaminika sind eine klassische medikamentöse Behandlungsform. Wie der Wiener Immundermatologe Georg Stingl betont, gibt es aber auch Therapieoptionen für Patienten mit chronisch spontaner, ohne identifizierbaren Auslöser auftretender Nesselsucht.

So wurde das Anwendungsgebiet von monoklonalen Antikörper, welche den Immunbotenstoff Immunglobulin E bindet, auf diese Form der Hautkrankheit erweitert. Die Infusionen mit entsprechender Anpassung von deren Häufigkeit auf den jeweiligen Bedarf des Betroffenen erzielen auch bei einem Drittel der Betroffenen mit schwersten Symptomen eine gute Wirkung. Die Österreichische Lungenunion (ÖLU) sieht sich als Ansprechpartner für Urtikaria-Patienten, weil auch Asthma mit denselben Immunglobulinzellen behandelt wird. (APA, derStandard.at, 2.6.2014)