Zürich - Tiefschlaf fördert das Wohlbefinden, verbessert das Gedächtnis und stärkt die Abwehrkräfte. Nun wiesen Zürcher und Freiburger Forscher in einer neuen Studie nach, dass Hypnose die erholsamen Tiefschlafphasen deutlich verlängern kann.

Das Ausmaß hat die Wissenschafter nach eigenen Angaben überrascht: Weibliche Probanden, die vor einem Mittagsschlaf einer speziellen, 13-minütigen auditiven Tiefschlafhypnose zuhörten, wiesen einen 80 Prozent höheren Tiefschlafanteil auf als Frauen, die zuvor einen neutral gesprochenen Text angehört hatten. Es sei zwar schon bekannt gewesen, dass Patienten mit Schlafstörungen erfolgreich mit Hypnotherapie behandelt werden können, so die Forscher. Ob sich ihr Schlaf aber messbar verändert, sei bisher nicht nachgewiesen worden.

Messung mit EEG

Für eine objektive Messung des Schlafs wird die elektrische Aktivität des Gehirns mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen. Der Tiefschlaf zeichnet sich dabei durch eine sehr gleichmäßige und langsame Wellenbewegung der elektrischen Aktivität im Gehirn aus.

Für die Studie ließ das Team um Björn Rasch vom Departement für Psychologie der Universität Freiburg 70 junge Frauen im Schlaflabor der Universität Zürich einen 90-minütigen Mittagsschlaf halten. Ein Teil von ihnen hörte vor dem Einschlafen über Lautsprecher eine Tierschlafhypnose, die von einer auf Schlaf spezialisierten deutschen Hypnotherapeutin entwickelt worden war.

Alternative bei Schlafstörungen

Es zeigte sich, dass sich mit Hypnose nicht nur die Tiefschlafphase um 80 Prozent verlängerte, sondern auch die Wachliegezeit um ein Drittel verkürzte, berichten die Wissenschafter im Fachjournal "Sleep". Die Ergebnisse könnten für Patienten mit Schlafproblemen und für ältere Erwachsene bedeutsam sein, da sich die Schlafqualität ohne Medikamente verbessern ließe, erklärten die Forschenden. "Im Gegensatz zu vielen Schlafmedikamenten ist Hypnose frei von Nebenwirkungen", so Erstautorin Maren Cordi.

Eine Einschränkung gibt es jedoch: Die Hypnose funktionierte nur bei gut hypnotisierbaren Frauen - weniger hypnotisierbare Teilnehmerinnen profitierten nicht davon. Die Hypnotisierbarkeit wurde vor dem Experiment mit einem Standardverfahren, dem Harvard Group Scale of Hypnotic Susceptibility, gemessen und die Probandinnen als mittelgut hypnotisierbar und weniger gut hypnotisierbar eingestuft. (APA/red, derStandard.at, 2.6.2014)