Er habe die "Reife, die Vorbereitung und das nötige Verantwortungsbewusstsein", sagte König Juan Carlos "fest überzeugt" über seinen Sohn Felipe, als der Monarch den Spaniern in einer Rundfunkansprache am Montag verkündete, dass er vom Thron steigt. Der älteste Sohn des Königspaars soll als Felipe VI. "eine neue Etappe der Hoffnung" begründen. Nach den Skandalen, die sich in den vergangenen Jahren im spanischen Königshaus abspielten, liegt auf den Schultern des 46-Jährigen also keine geringere Aufgabe, als eine neue Ära einzuläuten.
So mies die Beliebtheitswerte der Monarchie beim spanischen Volk in den vergangenen zwei Jahren auch waren, Kronprinz Felipe bringt doch einige gute Voraussetzungen dafür mit, die gegenüber dem Königshaus aufgebaute Skepsis zu verringern. Vielleicht oder gerade deshalb, weil der älteste Spross von Juan Carlos und Sophia ganz anders auftritt als sein Vater, der mit Charme und Humor punktete; der aber auch mit der Verstrickung in Skandale, seiner Liebe für extravagante Hobbys in Zeiten strenger Sparkurse und mit angeblichen Affären den Unmut der Bürger erregte. Felipe hingegen gilt als pflichtbewusst, bescheiden und fleißig.
Das stellte der am 30. Jänner 1968 in Madrid Geborene bereits als Schüler im Madrider Colegio Santa María de los Rosales unter Beweis. In Kanada maturierte er. Nach der Offiziersausbildung in Spanien studierte er Internationale Beziehungen an der Washingtoner Georgetown-Universität und Jus in Spanien - stets mit respektablen Noten. Als Kronprinz war er freilich schon an seinem 18. Geburtstag in einem feierlichen Staatsakt vor dem Parlament vereidigt worden.
2004 heiratete er gegen den Widerstand seiner Eltern die schon einmal geschiedene Letizia Ortiz Rocasolano, Tochter eines Journalisten und einer Krankenschwester. 2005 kam Tochter Leonor, 2007 Sofia zur Welt. Die 41-jährige Letizia machte immer wieder mit Schönheitsoperationen und Gerüchten um ihre extrem schlanke Figur von sich reden.
Über Felipe fielen am Montag im offiziellen Spanien nur gute Worte, etwa vom Ministerpräsidenten: "Er ist eine solide Garantie dafür, dass er bei der Ausübung seines Amts als Staatschef die Erwartungen erfüllen wird", sagte Mariano Rajoy. Nun soll das Parlament rasch ein Gesetz dafür schaffen. Ein Abdanken des Königs ist in dem Land nämlich eigentlich gar nicht vorgesehen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 3.6.2014)